Zeiten leichtfüssigen Schritts /Ei dat ils muments da pass lev
Arnold Spescha

Zeiten leichtfüssigen Schritts /Ei dat ils muments da pass lev

Gedichte rätoromanisch und deutsch

Übersetzt von Franz Cavigelli / Übersetzt und mit einem Nachwort von Mevina Puorger Pestalozzi

160 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Oktober 2007
SFr. 38.–, 38.– €
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978-3-85791-540-6

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«‹Lieder waren / meine feste Hand›, sagt der Dichter in seinem ersten Gedicht der vorliegenden Sammlung. Der Bilderwelt des musikalischen Klangs ist denn auch Erlebtes und Überdachtes anvertraut. Die Musik und ihre verbale Ausdrucksform können als Schutzpatronin über diese Poesie wachen. Es sind Gedichte, die in einem Gesamtkonzept eingebettet sind, welches die durchgehende Symmetrie des Werks darstellt. Äusserlich ist das ersichtlich an den Titeln der Gedichte; sie gehören alle der Musikterminologie an. Und so erfahren wir, beispielsweise in der Gedichtgruppe Akkorde, dass ein Akkord viele verschiedene Bedeutungsebenen hat, dass damit der Einklang des Menschen mit seinem Daheim gemeint sein kann, oder der Einklang mit seinem Lebensziel bezeichnet wird, dass damit aber auch ganz konkret traditionelle oder moderne Musikklänge, zugängliche oder verschlossenere Akkorde in der Musik beschrieben werden. All diesen Akkorden liegt das Übereinstimmen der Cordae, der Saiten, zugrunde.» Aus dem Nachwort von Mevina Puorger

Arnold Spescha

Arnold Spescha

Arnold Spescha, geboren 1941 in Pigniu/Panix, Bündner Oberland. Primarlehrer in Sevgein und Arosa. Romanistikstudium an den Universitäten Zürich, Aix-en-Provence und Perugia. Musikstudien. Gymnasiallehrer an der Bündner Kantonsschule Chur, verschiedene Lehraufträge für rätoromanische Linguistik und Literatur an den Universitäten Zürich und Fribourg. Dirigent bei der Militärmusik und der Stadtmusik Chur. Verfasst Lyrik und Prosa in Sursilvan. Verfasser der «Grammatica Sursilvana» und des «Vocabulari fundamental sursilvan».

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Franz Cavigelli

Franz Cavigelli

1946 in Zürich geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte 1976 bis 1992 Lektor beim Diogenes Verlag und nachher Programmleiter beim Manesse Verlag, seit 1992 Leiter des Bücherdienstes der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.

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Mevina Puorger Pestalozzi

Mevina Puorger Pestalozzi

Mevina Puorger Pestalozzi (1956), aufgewachsen in Chur, Romanistikstudium an der Universität Zürich, Promotion über die rätoromanische Dichterin Luisa Famos. Seit 1985 Wohnsitz in Zürich, Dozentin für Rätoromanische Sprache und Literatur an der Volkshochschule Zürich und an der Universität Zürich. Übersetzt aus dem Rätoromanischen und Italienischen und ist Herausgeberin (v.a. rätoromanischer Literatur in zweisprachigen Ausgaben) für den Limmat Verlag und führt ihren eigenen Verlag. Verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern.

www.editionmevinapuorger.ch

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Inhalt

Da capo  

 

I

 
Ei dat accords ch’ins spetga ad in spitgar Akkorde stets ersehnt

 

II

 
E la canzun sespiarda, sesfundra e miera Und das Lied verliert sich, versinkt und erstirbt

 

III

 
Igl andante dat il pass ruasseivel Ausgewogne Ruhe

 

IV

 
In tun ch’ei levs e pli che levs Im Innern leise zu hören, ganz leise

 

V

 
Ligia bein ils tuns e suns Verschmelze Sang und Klang

 

VI

 
Ti astgas suflar el burniu Darfst Glut erhellen

 

VII

 
Co vul dar fiug, sche tez ti ardas buc? Du willst entzünden und brennst nicht selbst?

 

Al fine

 
  Carmina Vitae: Zu den Gedichten von Arnold Spescha
Von Mevina Puorger

Üna conversaziun da Mevina Puorger cun Arnold Spescha Ein Gespräch zwischen der Herausgeberin und dem Autor
Index

Carmina Vitae: Zu den Gedichten von Arnold Spescha

Lieder waren / meine feste Hand sagt der Dichter in seinem ersten Gedicht der vorliegenden Sammlung. Der Bilderwelt des musikalischen Klangs ist denn auch Erlebtes und Überdachtes anvertraut. Die Musik und ihre verbale Ausdrucksform können als Schutzpatronin von transponierter Realität über diese Poesie wachen. Es sind Gedichte, die in einem Gesamtkonzept eingebettet sind, welches auch strukturelles Zeichen ist und die durchgehende Symmetrie des Werks darstellt.

Äusserlich ist das ersichtlich an den Titeln der Gedichte; sie gehören alle der Musikterminologie an. Und so erfahren wir, beispielsweise in der Gedichtgruppe Akkorde, dass ein Akkord eben viele verschiedene Bedeutungsebenen hat, dass damit der Einklang des Menschen mit seinem Daheim gemeint sein kann oder der Einklang mit seinem Lebensziel bezeichnet wird, dass damit aber auch ganz konkret traditionelle oder moderne Musikklänge, zugängliche oder verschlossenere Akkorde in der Musik beschrieben werden. All diesen Akkorden liegt das Übereinstimmen der Cordae, der Saiten zugrunde. Und die Saiten eines Saiteninstruments können aus Tierdarm, aus Pflanzenfasern, aus Draht oder aus Kunststoff sein. In Analogie dazu erzeugt je nach Bespannung der Verse der Klangkörper Gedicht verschiedene Töne der Poesie: in verkürzten Texten mit höherem Klang und erhöhter Spannung, in längeren Texten mit tieferem, mit weiterem und mehr erzählerischem Klang.

Arnold Spescha vertraut seinen Gedichten viele Seiten seines Lebens an: Autobiografisches, erkennbar in Versen wie Wohlklang / in mir / (...) Ewiger / Klang / Weg nach / Haus, neben Reflexionen des Denkers und Musikers wie Dux / du bist / Wegweiser / und / Fanal.

Der Autor wuchs in einem kleinen Ort in der bündnerischen Surselva, in Pigniu/Panix auf: Wie viele / verliess ich / mein Tal ... Der Vater Spescha war Dorflehrer und unterrichtete während vieler Jahre die Gesamtschule von Pigniu. Eine Zeit lang fand dieser Unterricht in der Stube eines Privathauses statt. Dieses Haus ist heute zweites Domizil und Ferienhaus der Familie Arnold Spescha.

Während der Studienzeit an der Universität Zürich kehrte Arnold Spescha oft an diesen Ort zurück; von der Bahnstation im Tal, Rueun, stieg er häufig zu Fuss zu seinem Pigniu hinauf, zum wohligen Hauch und dem sanften Atmen / im Giebel. – In Zürich studierte er Romanistik und Musik – mit Auslandsemestern in Frankreich und Italien; eine linguistische Dissertation über den Wortschatz von Wind und Wetter der Gemeinde Pigniu beschloss sein Studium. Die Musik sollte den Romanisten und späteren Konrektor der Kantonsschule Chur fortan nebenamtlich begleiten; er war Dirigent von Blasmusikkorps, unter anderem der Churer Stadtmusik. Das genaue Einstudieren von Musik, das Überdenken der Interpretationsformen, die auswertenden Einträge in den Tagebüchern haben zur kondensierten Form der Lyrik Arnold Speschas geführt. Viel Kraft braucht(e) es, viel Disziplin, um den Weg / zu ebnen, bei so viel Vorhaben und so viel Erlebtem, das es zu bündeln galt.

Arnold Spescha ist ein Autor mit grosser Willenskraft und ebensolcher Energie. Die Welt der Blasmusik, die den Romanisten und Mittelschullehrer begleitet hat, und die Erinnerung an die Berufszeit finden nun in dichterischer Form einen neuen Ausdruck und zusammenfassenden Rückblick: Neu erklingendes Amoroso der noch lodernden Glut wird Bild und zerwühlt das Herz, verweht die Asche der Zeit.

Diese Gedichte werden hauptsächlich mit dem Begreifen der Musiktermini der Gedichttitel verständlich. (...)

Da Capo

Da capo

Da capo

Melodias
mei han cumpignau
cun bratscha ferma
tras la tschaghera
sin alas levas
ils dis sereins

Tuns da mia veta
ein miu arcun
tgemblau
fan mei cuntents
fan grevs e levs
il cor
Lieder waren
meine feste Hand
im Nebel-
grau
und Flügel
in der Helle

Und Klänge
sind mein
angehäufter
Schatz
erfüllen Herz
mit Hell und Dunkel
Die Südostschweiz, 20. November 2007
Radio RTR, 27. November 2007
Bündner Tagblatt, 4. Dezember 2007
La Quotidiana, 4. Dezember 2007
Neue Zürcher Zeitung, 5. Januar 2008
St. Galler Tagblatt, 17. November 2008

«Diese Gedichte, deren Überschriften an Vortragsanweisungen der Musik anlehnen, sind mitunter die interessantesten und schönsten im gelungenen und wohlstrukturierten Band. In beiden Sprachen ist den Gedichten eines gemein: ein erfrischend lebensbejahender Grundtenor. [...] Diese emotionale Kraft und die immer wiederkehrende Anbindung an das Leben, letztlich an ein schönes Leben, entspricht zwar vielleicht nicht ganz dem Trend der zeitgenössischen Lyrik, hat aber den Vorzug, dass sich alle interessierten Lesenden an den Gedichten Arnold Speschas erfreuen können.» Bündner Tagblatt

«Die deutschen Übersetzungen von Mevina Puorger und Franz Cavigelli zeugen von einer eingehenden Auseinandersetzung mit den Ausgangstexten, bewahren Klang- und Wortspiele, sind konzis und in sich stringent.» Neue Zürcher Zeitung
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