Talentschmiede Schweiz
Christian Beutler

Talentschmiede Schweiz

15 Porträts junger Kulturschaffender

Mit Texten von Oliver Aebischer, Antje Bargmann, Ursula Binggeli, Serge Kuhn, Roland Maurer, Beat Mazenauer, Frank von Niederhäusern / Herausgegeben von Schweizer Feuilletondienst (SFD)

160 Seiten, gebunden, 30 vierfarbige Fotos
Dezember 2013
SFr. 34.–, 38.– €
sofort lieferbar
978-3-85791-728-8

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Zu Beginn einer Künstlerkarriere ist man ein 'Talent', später mag Erfolg kommen. Unzählige Institutionen in der Schweiz, öffentliche wie private, sind auf der Suche nach diesen Talenten, haben sich der Förderung dieser jungen, hoffnungsvollen Kulturschaffenden verschrieben. Zahlreiche Bildungsinstitutionen bieten Lehrgänge für künstlerische Berufe an, die als Sprungbrett für eine künstlerische Laufbahn dienen sollen. Die Schweiz kann mit Fug und Recht als Talentschmiede bezeichnet werden. Das Buch porträtiert 15 Talente aus den verschiendensten kulturellen Sparten: Bildende Künstler, Musikerinnen, Sängerinnen, eine Autorin, eine Schauspielerin, eine Illustratorin oder einen Architekten. Es sind Künstlerinnen und Künstler, die bereits erste Anerkennung gefunden haben, sei es in Form von Förderpreisen oder in Form einer bestandenen Aufnahmeprüfung an eine entsprechende Hochschule.

Schweizer Feuilletondienst (SFD)

Schweizer Feuilletondienst (SFD)

Als kultureller Informationsdienst schreibt der SFD tagesaktuell über Theater- und Tanzpremieren, über Kunstausstellungen und Konzerte in der ganzen Schweiz, und er bespricht jeweils die belletristischen Neuerscheinungen auf dem Deutschschweizer Büchermarkt. Kleine Häuser berücksichtigt er ebenso wie grosse, junge Autoren ebenso wie arrivierte. Randständige Kunst liegt dem SFD gleichermassen am Herzen wie der Mainstream.

Doch der SFD berichtet nicht nur über die kulturelle Aktualität. Da er als verständigungspolitische Organisation durch das Bundesamt für Kultur (BAK) finanziert und von den Kantonen subventioniert wird, schreibt er auch thematische Artikelserien über die vier- bzw. vielsprachige Schweiz.

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Talentschmiede
Vorwort von Gabriela Christen

Mirko Baselgia, Bildender Künstler
Von Karl Wüst

Isabelle Peterhans, Illustratorin
Von Ursula Binggeli

Henriette Vásárhelyi, Autorin
Von Beat Mazenauer

Marcello Nasso, Architekt
Von Olivier Aebischer

Celine Bolomey, Schauspielerin
Von Serge Kuhn

Mélanie Huber, Regisseurin
Von Bruno Rauch

Fränggi Gehrig, Akkordeonist
Von Karl Wüst

Sybille Diethelm, Sopranistin
Von Roland Maurer

Kathrin Affentranger, Bildende Künstlerin
Von Beat Mazenauer

Manuela Fuchs, Trompeterin
Von Ursula Binggeli

Lukas Egger, Filmemacher
Von Beat Mazenauer

Masimiliano Zampetti, Theaterautor
Von Antje Bergmann

Joel Eschenbach, Bildender Künstler
Von Usula Binggeli

Andrea Schaerer, Vokalistin
Von Frank von Niederhäusern

Karine Guisnard (La Galle), Rapperin
Von Judith Wyder

Talentschmiede. Vorwort von Gabriela Christen

«Talentschmiede» präsentiert fünfzehn Porträts von Menschen, die als Künstler, Schriftstellerinnen, Musikerinnen, Architekten, Filmer oder Illustratorinnen tätig sind. Eines haben alle gemeinsam: Die Porträts zeigen Menschen, die auf einem Weg sind. Häufig wissen sie nicht, wohin sie dieser Weg führen wird, oft ist dieser Weg, der sie an den heutigen Ort gebracht hat, kein geradliniger und gespickt von Zufällen, von Begegnungen, vielleicht auch von Schicksal. Es ist die Offenheit in den Lebensentwürfen dieser jungen Menschen, die fasziniert und die ein Privileg, sicherlich aber auch eine Herausforderung ist. In einer Gesellschaft, die geradlinige Karrieren privilegiert und Zielstrebigkeit mit bruchlosen Laufbahnen auf den direktesten Spuren gleichsetzt, brauchen sie dazu Überzeugung und Mut. Die Ziele, die sie anstreben, sind zudem immateriell. Diese Kreativen suchen nach weiteren Wegen, nach Erfahrung, nach dem Neuen als einer nächsten Station auf ihrem Weg. Anders als in den spätkapitalistischen Gesellschaften geht es ihnen nicht um ein Mehr, das sich in definierten und messbaren Kennzahlen, in materiellen Werten oder schlicht in Geld bemisst, sondern um die Erschliessung neuer Gebiete, die Realisierung weiterer Produktionen, das Schaffen neuer Werke.

Bereits in ihrem Titel behauptet diese Publikation eine weitere Gemeinsamkeit: Allen Porträtierten wird Talent attestiert. Ein alter Begriff, der dafür steht, dass Menschen auf ihren Lebensweg oder gar in ihre Wiege etwas Ausserordentliches mitbekommen haben, das sie vor anderen auszeichnet. Talent ist also ein Geschenk, das man nicht erwerben kann. Im Bereich der Künste und der Gestaltung steckt hinter diesem Begriff das Bild einer aussergewöhnlichen Persönlichkeit mit einer Begabung, die über den Durchschnitt hinausgeht. An einer Hochschule für Design und Kunst beschäftigen wir uns viel mit Talent, denn hier ist Talent die Voraussetzung für ein Studium, und unsere Aufgabe ist es, Talent oder Talente zu erkennen, um diese Besten an der eigenen Institution ausbilden zu können. Wir treiben grossen Aufwand, um diese Talente aus einer Vielzahl von Bewerbern und Bewerberinnen für einen Platz an einer Hochschule für Künste und Design auszuwählen. Wer sich bewirbt, muss Arbeitsproben abgeben, genauso wichtig ist jedoch ein ausführliches Gespräch, in dem die Bewerbenden auf ihre Persönlichkeit und ihr Potential geprüft werden. Talent ist nicht messbar, aber immer ein Versprechen für eine künftige erfolgreiche Laufbahn in einem der globalsten und kompetitivsten Märkte dieser Welt, in dem sich alle Musikerinnen, Architekten, Designer oder Künstlerinnen behaupten müssen. Talent hat mit Latenz und mit Potential zu tun, Talent muss sich entfalten, man kann es nicht kaufen, aber damit wuchern. Und vielleicht kann Talent sogar im Rahmen einer Ausbildung geschmiedet werden. Pierre Thomé, Leiter Illustration an der Hochschule Luzern – Design & Kunst, formuliert es vorsichtig. Er ist davon überzeugt, dass Talent nur unterstützt werden kann: «Wir helfen bloss die eigene Stimme und die eigenen Themen zu finden.»

Was aber braucht es, um aus Talenten erfolgreiche Künstler, Designer oder Regisseurinnen werden zu lassen? Ein wichtiger Teil für eine erfolgreiche Karriere ist das eigene «Schmieden» an der Laufbahn. Hier macht ein weiterer, alter Begriff in den letzten Jahren wieder Karriere: Das Üben. Wer ein Meister, eine Meisterin werden will, muss lange Stunden üben. Als Faustregel gilt, dass es 10'000 Stunden braucht, um Meisterschaft zu erlangen. Natürlich ist diese Übung nicht in allen Bereichen die gleiche: Wenn es in der Musik die klassischen Übungsstunden braucht, die zur Meisterschaft über ein Instrument führen, ist es in der Kunst ein anderes Üben, das sich nicht auf die Beherrschung von Techniken oder Materialien beschränkt, sondern auch in reiner Kopfarbeit bestehen kann. Für mich persönlich steht fest, dass man sein Talent schmieden muss, dass die Laufbahnen in den kreativen Bereichen genau so wie in anderen viel Arbeit bedeuten. Talent alleine und auch die Arbeit am eigenen Talent, um irgendeine Art von Meisterschaft oder von herausragendem Werk zu schaffen, garantieren jedoch noch immer nicht Erfolg. Um sich in der Konkurrenz um die raren Spitzenplätze in den Künsten oder der Kreativwelt behaupten zu können und sich im Starsystem in den vordersten Rängen zu positionieren, braucht es heutzutage zusätzliche Kompetenzen. Der Soziologe Richard Sennett beschreibt in seiner Publikation über den flexiblen Menschen die Künstlerinnen und Gestalter als Unternehmer, die sich ideal in Kontexte einpassen, zu Dienstleistern werden, auf höchst unterschiedliche Arbeitsorganisationen in kreativen Teams eingehen und damit zu vorbildlichen flexiblen Menschen werden, die der späte Kapitalismus als modellhaften Arbeitskräfte fordert. Die «kreative Klasse» gilt als die innovative und flexible Avantgarde, die das Potential eines Organisationsmodells für andere Arbeitsgebiete darstellt. Sowohl die Arbeit der Künstler als auch die Arbeit des flexiblen Unternehmers verlangen nämlich hohes Engagement und Arbeitsautonomie, die Flexibilität und ein riskantes Gleichgewicht zwischen materiellen Gewinnen und nicht-finanziellen Entschädigungen.

Interessanterweise haben Kunst und Unternehmertum Ausschlaggebendes gemeinsam. Alle beide gipfeln nämlich in der gleichen Vorstellung vom Erfolg in einem harten Markt: Der erfolgreiche Künstler ist Star, der Markt der Künste (ob in Schauspiel, Musik oder Design) ist ein gnadenloser «the winner takes it all»-Markt. Die astronomischen Preise für seine Werke erhält nur, wer die Bestenrankings anführt, die Auszeichnungen erhalten nur die wenigen Sieger. Ganz egal welche Vorstellung man vom Erwerbsraum der Künste hat, dieser Bereich fasziniert, indem er spektakuläre Ungleichheiten zwischen Künstlerinnen und Kreativen etabliert und diese zu einem brutalen Konkurrenzkampf zwingt, in dem es nur ganz wenige Gewinner oder Sieger geben kann.

Wie aber kommt ein talentierter Gestalter, eine Musikerin, ein Regisseur zu diesem Erfolg? Meine Überzeugung ist, dass Talent nicht ausreicht, aber Voraussetzung für jeden Erfolg ist. Dazu braucht es Arbeit am Talent, um die Qualität der künstlerischen Arbeit zu sichern. Ohne Qualität gibt es in den Künsten oder im Design keinen nachhaltigen Erfolg, wie auch immer man diese Qualität definiert. Das Problem: Die Umkehrung funktioniert nicht. Die Qualität der Arbeit garantiert nicht den Erfolg.

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