Der literarische Blick
Daniel Bruckner (Hg.), Andreas Karcher (Hg.)

Der literarische Blick

Schweizer Autorinnen und Autoren schreiben zu Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Nationale Suisse

Mit Texten von Gabrielle Alioth, Linard Bardill, Alex Capus, Anne Cuneo, Corinne Desarzens, Ivan Farron, Sandra Hughes, Michel Layaz, Werner Lutz, Peter von Matt, Klaus Merz, Francesco Micieli, Werner Morlang, Alberto Nessi, Oscar Peer, Fabio Pusterla, Ilma Rakusa, Noëlle Revaz, Daniel de Roulet, Isolde Schaad, Katharina Tanner, Leo Tuor, Christian Uetz / Mit einem Vorwort von Michel Mettler / Mit einem Nachwort von Stephan Kunz

298 Seiten, 23 Abb., gebunden mit Schutzumschlag, 23 Bildtaf. z. ausklappen , französisch
1., Aufl., September 2008
SFr. 49.–, 52.– €
sofort lieferbar
978-3-85791-551-2

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Schlagworte

Literatur
     

Vom Bild zum Wort: 23 Schweizer Autorinnen und Autoren sind für dieses Buch eingeladen worden, sich ein Bild aus der Sammlung Nationale Suisse auszuwählen und einen Text dazu zu verfassen. Entstanden ist eine ‹literarische Galerie›, in der etwa Klaus Merz Matias Spescha begegnet oder Fabio Pusterla Niklaus Hasenböhler. Ilma Rakusa und Isolde Schaad schreiben zu Miriam Cahn, Daniel de Roulet zu Jean Tinguely, Peter von Matt zu Walter Kurt Wiemken. Alle vier Landessprachen sind vertreten, literarische Formen vom Essay bis zum Gedicht und von der Betrachtung bis zur kurzen Erzählung. Auf ausklappbaren Seiten lassen sich die Bilder beim Lesen betrachten, als Sehschule der besonderen Art, als dreifache Bereicherung durch das Bild, den Text und das Dazwischen: die Begegnung.

Gabrielle Alioth

Gabrielle Alioth

Gabrielle Alioth, geboren 1955 in Basel. Studium der Wirtschaftswissenschaften und Kunstgeschichte. Lebt seit 1984 in Irland. Mehrere Romane und Kinderbücher, zuletzt «Die Erfindung von Liebe und Tod» und «Der prüfende Blick».

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Linard Bardill
© Toini Lindroos

Linard Bardill

Linard Bardill, geboren 1956 in Chur. Nach der Matura per Autostopp nach Indien, danach Theologiestudium. Ab 1986 folgen bis heute Bühnenprogramme, CDs, Bücher und Tourneen in Schweizerdeutsch, Hochdeutsch und Rätoromanisch für Kinder (z.B. «luege, was der Mond so macht» oder «Was i nid weiss, weiss mini Geiss») und Erwachsene («1 Traum & 12 Lieder», «Labyrinth», «Han di gära wie du wirsch»). Vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Salzburger Stier. Linard Bardill hat fünf Kinder und lebt in Scharans GR.

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Anne Cuneo

Anne Cuneo

Anne Cuneo (1936–2015), geboren in Paris kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als Kind italienischer Eltern. Ihre Familie verlässt Frankreich 1940. Kindheit in Norditalien. Nach dem Tod ihres Vaters in den letzten Kriegstagen, lebt sie mehrere Jahre in katholischen Waisenheimen und Internaten in Italien und später in Lausanne in der Schweiz, wo sie die französische Sprache lernen und sich in die neue Umgebung einleben muss. Nach dieser schwierigen Zeit verbringt sie ein Jahr in England, in Plymouth und London, und entdeckt die angelsächsische Kultur. Sehr viel später schöpft sie aus der Erinnerung an diesen wichtigen Lebensabschnitt für ihren Roman «Station Victoria» (1989). Zurück in Lausanne arbeitet sie zunächst als Telefonistin und Sekretärin, studiert anschliessend an der Universität Lausanne Geschichte, Englisch und Italienisch, arbeitet in der Werbung, unterrichtet Sprachen und reist quer durch Europa.

Sie beschäftigte sich mit nahezu allen Möglichkeiten der Literatur, mit Journalismus und Übersetzungen. Ihr Werk, sehr oft autobiographisch, ist geprägt von der Auseinandersetzung mit aktuellen Strömungen. Sie bewunderte Breton, den Surrealismus, die Tradition der grossen amerikanischen Romane, und hat versucht all ihre Vorlieben in ihr Werk einzubringen. Beispiele für ihre ästhetischen Neigungen werden sichtbar in «Gravé au Diamant», «Mortelle Maladie», «Passage des Panoramas», «Hotel Venus». In «La Vermine» ist sie Fürsprecherin für Menschen, die am Rande leben, und mit ihrer Autobiographie «Portrait der Autorin als gewöhnlicher Frau» führt sie die Welt der Emigranten in die schweizer Literatur ein. Sie schildert den Einbruch einer Krankheit in «Eine Messerspitze Blau», nachdem sie eine schwere Krebserkrankung überwunden hatte. Als Essayistin zeichnete sie die Welt des Theaters und des Films, der sie sich verbunden fühlte: «Le Piano du Pauvre», «La Machine fantaisie», «Le Monde des Forains», «Benno Besson et Hamlet».

Nachdem sie während mehrerer Jahre vor allem für Theaterproduktionen gearbeitet und eigene und fremde Theaterstücke inszeniert und produziert hatte, beschäftigte sie sich später wiederum mit Literatur. Dabei stand ihre Biographie nicht mehr im Mittelpunkt des Schreibens. Sie fügte allerdings hinzu: «Ich empfinde, das, was ich erzähle immer noch als autobiographisch, allerdings vertieft und stärker verarbeitet, möglicherweise auch weniger anekdotisch geschildert.»

Ihre Hauptfiguren, mit denen sie sich zutiefst verbunden fühlte, drücken sich immer in der Ich-Form aus, zum Beispiel Francis Tregian in ihrem letzten Roman «Der Lauf des Flusses». Durch Francis Tregian erleben wir das Europa zu Beginn des 17. Jahrhunderts, die gekrönten Häupter, die Wirren und Kriege, die Künstler und die einfachen Menschen, aber auch die Ursprünge unserer Kultur.

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Sandra Hughes
© Nic Kaufmann

Sandra Hughes

Sandra Hughes, 1966 geboren und aufgewachsen in Luzern, Studium der Kunstwissenschaft, Geschichte des Mittelalters und der Humangeografie an der Universität Basel. Sandra Hughes arbeitete als Kunstvermittlerin in den Kunsthäusern Zürich und Zug. Nach einem kurzen Abstecher in die Bieler Ideenfabrik «Brainstore» ist sie seit 1998 bei den Museumsdiensten Basel für Bildung und Vermittlung tätig. Sandra Hughes lebt mit Mann und Sohn in Allschwil BL.

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Klaus Merz

Klaus Merz

Lebt als freier Schriftsteller in Unterkulm. Er wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Gottfried Keller- und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Zuletzt erschienen seine Werkausgabe in 7 Bänden und die Gedichtbände «Helios Transport» und «firma».

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Alberto Nessi

Alberto Nessi, geboren 1940 in Mendrisio, studierte an der Universität Freiburg Literaturwissenschaft und Philosophie. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er unterrichtete italienische Literatur in Mendrisio, schrieb für Zeitungen und verfasste Hörspiele. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Schweizer Grand Prix Literatur für sein Lebenswerk. Alberto Nessi lebt in Bruzella.

Wie wird man Schriftsteller?
Ein biografischer Bericht von Alberto Nessi
Neue Zürcher Zeitung

 

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Oscar Peer
© Yvonne Böhler

Oscar Peer

Oscar Peer (1928–2013), geboren und im Unterengadin aufgewachsen, gehört zu den bedeutendsten rätoromanischen Autoren der Gegenwart. Eigentlich mit einer Lehre als Maschinenschlosser angefangen, drängte ihn sein Weg nach deren Abbruch zum Lehrerberuf. Nach dem Lehrerseminar in Chur begann er ein Studium der Romanistik, das er mit einer Dissertation zum surselvischen Schriftsteller Gian Fontana 1958 abschloss. Auch danach widmete sich Oscar Peer dem Rumantsch. Mit dem «Dicziunari rumantsch, ladin-tudais-ch» ist ein Basiswerk für die romanische Sprache entstanden. Viele Jahre unterrichtete er an Mittelschulen, daneben entstand kontinuierlich sein literarisches Werk.

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Fabio Pusterla
© Archiv Marcos y Marcos

Fabio Pusterla

Fabio Pusterla, geboren 1957 in Mendrisio und Studium in Pavia, lebt in Norditalien und unterrichtet in Lugano am Gymnasium italienische Literatur. Er ist Lyriker, Essayist und Übersetzer aus dem Französischen und dem Portugiesischen, war Mitherausgeber der Zeitschrift «Idra». Mit seinem ersten Gedichtband «Concessione all'inverno» 1985 wurde er schlagartig bekannt. Aus dem Französischen hat er ein Grossteil des Werks von Philippe Jaccottet übersetzt.

Fabio Pusterla erhielt 1986 für sein Debüt den Premio Montale. Auch sein weiteres Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Premio Prezzolini und dem Premio Metauro, dem Gottfried Keller-Preis oder dem Vito Moretti Preis für sein Lebenswerk (siehe Bibliografie).

Porträt des Schriftstellers, SRF 1998: «Fabio Pusterla»

Dokumentarfilm von Francesco Ferri, 2018: «Libellula gentile – Fabio Pusterla»

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Noëlle Revaz

Noëlle Revaz

Noëlle Revaz, 1968 in Vernayaz geboren, heute wohnhaft in Biel, ist als Schriftstellerin tätig. Ihr erster Roman «Rapport aux bêtes» wurde mehrfach ausgezeichnet.

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Daniel de Roulet

Daniel de Roulet, geboren 1944, war Architekt und arbeitete als Informatiker in Genf. Seit 1997 Schriftsteller. Autor zahlreicher Romane, für die er in Frankreich mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet wurde. Für sein Lebenswerk erhielt er 2019 den Grand Prix de Littérature der Kantone Bern und Jura (CiLi). Daniel de Roulet lebt in Genf.

 

La Simulation Humaine

Die Farbe Blau durchzieht diese Saga einer schweizerisch-japanischen Clangeschichte, die den Übergang von der industriellen zur virtuellen Gesellschaft thematisiert und in deren Zentrum die Wissenschaft und Technologie des Atoms steht. Die Romane überspannen eine Spielzeit von 1938 bis heute und vier Generationen vom Schweizer Patriarchen Paul vom Pokk (1896-1996) einerseits, der japanischen Violinistin Fumiko (geb. 1919) anderseits, bis zu deren gemeinsamer Urenkelin Kumo (geb. 1991).

«Roulet ist als Informatiker Wissenschaftler genug, um zu verstehen, dass einen die Atomkraft auch faszinieren kann. In seinen Romanen hat er eine weit verzweigte Familie erfunden, in der sich Atomkraft-Experten und Kernkraft-Saboteure bekämpfen. Die Saga um die vom Pokks – es sind mittlerweile fast zehn Romane – erstreckt sich inzwischen über das gesamte vergangene Jahrhundert und reicht bis in die Zukunft. Sie wirkt auch wie eine Chronik dieser manchmal so irreal erscheinenden Staatsinsel, der Schweiz.» Süddeutsche Zeitung

 

 

simulation

 

Après la sortie de Bleu Siècle, deuxième titre de ma série bleue, en 1996, j’ai reçu le curieux téléphone d’un avocat d’affaires travaillant dans notre capitale fédérale. Pour le compte d’un anonyme client, il voulait savoir d’où me venaient les repères biographiques de Paul vom Pokk, figure centrale de ce roman, vieillard aussi helvétique qu’antipathique. L’avocat s’intéressait en particulier aux épisodes évoqués dans mon livre qui lui paraissaient trop vraisemblables pour être vrais. S’agissait-il de pures inventions de ma part ou, comme il me le disait, d’une réalité «fortement inspirée par une personne existante»? Je me suis fait un plaisir de laisser planer le doute chez l’avocat. Il tâtait le terrain, moi aussi. Il espérait quelque argent sans doute pour le compte de son client. Je devinais un Suisse antipathique atteignant bientôt sa centième année. L’avocat: «Vous savez ce qu’est une plainte en diffamation?». Je lui ai fait remarquer que j’avais vérifié tous les faits racontés. Il existe bien un Suisse qui a produit des films de propagande nazie, il existe aussi un directeur de notre Banque nationale qui a utilisé sa position pour des renseignements d’initié, il existe enfin un père qui a placé sa fille au Conseil fédéral en orchestrant une campagne médiatique. Ce n’est pas ma faute si tous personnages n’en forment qu’un seul, qui m’envoie son avocat. Le nom de vom Pokk n’est pas l’anagramme exact de Kopp, chacun peut le vérifier. L’avocat a finalement laissé tomber une plainte en diffamation contre un auteur dont il ne désirait pas augmenter les ventes par un procès. Je continue donc de penser que Paul vom Pokk est une bonne invention de ma part et que toute ressemblance avec une personne vivante ou ayant existé est construite. Je ne regrette qu’une chose, c’est d’avoir fait mourir mon personnage à la fin de Bleu Siècle. Je m’étais beaucoup attaché à lui. Pour ce qui est de son physique et de quelques anecdotes sans importance, j’avais puisé dans ma propre famille. J’ai vu mourir mes deux grands-pères, l’un à Genève, l’autre au bord du lac de Zurich, j’ai cru pouvoir prolonger leur vie dans un roman. En repensant à Bleu Siècle, il m’arrive de croire que mon grand-papa suisse allemand est encore dans la chambre d’à côté en train de cracher la fumée de son cigare. Il n’est pas possible de se séparer pour toujours des grands-pères qu’on a aimé, même en les noircissant.

 

 


Comment pourrais-je abandonner un personnage que j’ai mis tant de temps à inventer, recopier, adapter? Un bon personnage n’est pas un personnage mort, mais un point de vue qui reste. A travers ses yeux j’essaye de regarder le monde, de comprendre quelques situations, d’éclairer quelques scènes qui me tiennent à cœur. Dans le cas d’un très vieux monsieur qui finit par mourir, il existe un moyen littéraire de le prolonger. C’est le même moyen que dans la vie: il suffit qu’il ait des enfants. A travers eux, l’air de famille, les traits du visage et du caractère se prolongent.

Dans ma série bleue, d’un livre à l’autre, j’essaie de profiter de ce que j’ai appris sur les personnages, soit parce que j’ai eu affaire à eux, soit parce que j’ai observé leur comportement par le trou de la page. Ils font partie de deux familles qui sont aussi différentes l’une de l’autre que l’est Zurich de Nagasaki. Les vom Pokk d’une part et les Tsutsui de l’autre. Je retrace l’histoire de ces deux familles en utilisant à chaque fois une partie de leur arbre généalogique.

L’ancêtre de la branche Tsutsui est un kamikaze. Il a donné sa vie pour le Japon en 1945 dans une tentative désespérée d’empêcher le bombardement de sa ville, Nagasaki. Ne reste de lui qu’une photo en uniforme blanc d’officier de la marine. Sa femme continue de lui rendre un hommage quotidien en nourrissant son portrait de fruits frais et d’encens. Quelques mois après sa mort naissait Shizuko irradiée dans le ventre de sa mère par la bombe du 13 août 1945. Voilà pourquoi 50 ans plus tard Shizuko (dite aussi l’Allemande, voire Ingeborg) se retrouve au Marathon de New York en chaise roulante tandis que l’architecte Max vom Pokk, son ancien amant, court le même jour la même course. C’est la trame de La Ligne bleue, roman dédié à ceux qui sont nés à la fin des années 40 et ont fermement cru que la bourgeoisie ne passerait pas le siècle.

L’ancêtre de la branche vom Pokk, le patriarche Paul, a eu - outre sa fille Marie - deux fils qui lui ont donné beaucoup de petits-enfants. Parmi ceux-ci, il y a d’une part Max, fils de Max-Paul, et d’autre part Vania, dite la Néphologue, fille de Jean-Paul que sa famille appelle «le disparu» car il ne donne plus signe de vie. La Néphologue a une fille, Kumo, dont le père retenu en prison au Japon est un Tsutsui. Entre l’arrière petite-fille, Kumo, et le vieux Paul vom Pokk, presque centenaire sur son bateau, une course poursuite s’engage. C’est la trame de Bleu Siècle, roman dédié à la fois à une génération née à la fin du 19è siècle et à une autre qui ne sera adulte qu’au 21e siècle.

Comme celle des vom Pokk, la famille du kamikaze Tsutsui croît et se multiplie. Shizuko a une fille et trois fils. Le dernier de ces fils deviendra l’amant de la Néphologue. Il a près de 23 ans quand il raconte son histoire à son ordinateur portable. Son journal s’appelle Gris-bleu, roman dédié à la génération de ceux qui n’ont eu 20 ans que tout à la fin du 20e siècle.

Les Tsutsui et les vom Pokk se rencontrent souvent. En général ils ne se détestent pas, tombent même amoureux l’un de l’autre. Sauf dans Bleu Fusion où les deux familles sont prises dans une lutte à mort. D’un côté Shizuko travaille pour la société Greenwar. De l’autre Marthe vom Pokk, la mère de la Néphologue est employée par Bleu Siècle. Chacune dirige la recherche de son entreprise jusqu’au jour fatal où les dieux de la Bourse décident de la fusion de Greenwar et de Bleu Siècle. C’est la trame de Bleu Fusion, roman dédié aux femmes qui finissent leur carrière professionnelle en même tant que le 20e siècle.

Je suis en train de terminer le cinquième roman de cette double histoire de famille. Il y aura du bleu dans le titre, et sûrement des enfants qui grandissent, des vieillards qui quittent la scène. A raison d’une génération par roman, il me restait à parler plus en détail du rapport de l’architecte Max (génération 68) et de son fils (génération 01), un Tsutsui dont je ne sais que le surnom: O-Bleu. Ce sera le cinquième de la série bleue.

A force de m’occuper en même temps des deux familles, j’ai l’impression de faire partie à la fois de l’une et de l’autre. Je ne me sens ni tout à fait Japonais ni tout à fait Suisse, comme le sont mes lecteurs. Eux sont libres de rencontrer ces deux familles à n’importe quel moment, de lire ma série bleue sans ordre établi, puisque dans chaque roman, ils feront connaissance avec une autre génération comme il m’est arrivé de le faire, au hasard d’une rencontre au Japon, à Zurich, Londres ou Brasilia. La seule chose que je ne peux pas faire à la place de mes lecteurs, c’est de choisir quelles pages sauter.

Plus jamais je n’ai entendu parler de l’avocat d’affaires qui voulait les clés de Bleu Siècle. J’avais pourtant, littérairement, anticipé la ruine de la famille de son client réel. De même dans Gris-bleu j’avais inventé par avance le vieillissement précoce et soudain qui frappe les organismes clonés. Un mois après la sortie de mon roman, une revue scientifique américaine annonçait les résultats d’une étude sur le vieillissement trop précoce des clones. Cette fois, c’est un journaliste qui a voulu savoir comment j’avais eu connaissance des faits avant qu’ils ne soient publiés.

En touchant au passé j’ai été menacé d’une plainte en diffamation, quand j’ai raconté le futur j’ai été suspecté d’espionnage économique. Dans ma série bleue je n’ai envisagé pourtant de raconter que les étapes emmêlées de notre présent. Une sorte de simulation humaine à travers plusieurs générations.

 

 

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Isolde Schaad

Isolde Schaad, geboren 1944 in Schaffhausen, lebt seit 1967 in Zürich und gehört zu den namhaften Schweizer Autorinnen der 68er Generation. Ihre Spezialität ist die kritische Gesellschaftsbetrachtung, die sie mit Scharfsinn, Humor und hohem sprachlichen Können der nahen und fernen Umgebung widmet. Schon ihre Buchtitel zeugen davon: «Knowhow am Kilimandscharo», erschien 1984 und wurde vom heissen Eisen zum Ethnoklassiker. 1986 folgte die «Zürcher Constipation», 1989 «KüsschenTschüss», die beide zu helvetischen Bestsellern wurden. «Body & Sofa», die Erzählungen aus der Kaufkraftklasse, 1994, «Mein Text so blau» 1997, dann der Roman  «Keiner wars» 2001, der den Schillerpreis der ZKB erhielt, sowie die Porträtsammlung «Vom Einen. Literatur und Geschlecht», 2004. Es folgten der Roman «Robinson & Julia», 2010, dann die Erzählungsbände «Am Äquator», 2014, sowie « Giacometti hinkt», 2019, von der Presse mit grosser Anerkennung bedacht.

Isolde Schaad hat neben ihrer schriftstellerischen Arbeit stets auch publizistisch gearbeitet, bis zum Millenium war sie für renommierte Zeitschriften im In- und Ausland tätig, Unter anderen für «Transatlantik», für das legendäre «Kursbuch», für «Geo», «literaturkonkret», die «Frauenoffensive», oder «Text und Kritik», herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold. Ab 1974 bis in die Nullerjahre schrieb sie u.a. für das «Tages-Anzeiger-Magazin», die «NZZ am Wochenende», schwerpunktsmässig für die Wochenzeitung «Woz» und die Kulturzeitschrift «Du».

Von ihren Studienreisen nach Indien, Ostafrika und dem Nahen Osten stammen ihre lebendigen, mit dem ethnologischen Blick geschärften Reportagen, Essays und Kolumnen, für die sie den Schweizerischen Journalistenpreis erhielt. Im Frühjahr 1997 war sie Gast der renommierten Washington University in St. Louis, Missouri. Zu dieser Zeit entstand auch eine Dissertation der amerikanischen Germanistin Julia Scheffer: «Die Sprache aus dem Bett reissen: Feminist Satire in the Works of Elfriede Jelinek and Isolde Schaad» (Washington DC 2000).

Als Künstlerstochter hat Isolde Schaad ihrer Liebe zur Kunst in zahlreichen Künstlerinnenporträts Ausdruck verliehen, vor allem aber hat sie mit ihrer intensiven kunstsoziologischen Studie über ihren Vater Werner Schaad (1905– 1979) «Wie der Kunstmaler sich in der Provinz einrichtet» (Schaffhausen 1980), der Schweizer Kunstgeschichte der Nachkriegsjahre einen wesentlichen Beitrag gestiftet, ganz im Sinne des von Paul Nizons entfachten «Diskurs in der Enge».

Isolde Schaad war immer auch gesellschaftspolitisch aktiv, sie ist Mitbegründerin der selbstverwalteten Genossenschaft Neuland in Zürich Wipkingen, in der sie noch heute lebt. Ihre mehrfach preisgekrönten Bücher erscheinen seit 1984 im Limmat Verlag. Im Frühjahr 2014 erhielt Isolde Schaad sie für ihr literarisches und publizistisches Schaffen die Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich.

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Katharina Tanner
© Yvonne Boehler

Katharina Tanner

Katharina Tanner, geboren 1962 in Schaffhausen. Ausbildung zur Buchhändlerin und Schauspielerin. Schreibt Theaterstücke, Hörspiele und Prosa. Mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem «Lenz Preis für neue Dramatik der Stadt Jena». Für «Da geht sie» erhielt sie ein Hermann-Lenz-Stipendium. Katharina Tanner arbeitet als Autorin und in der Leseförderung der Stadtbibliothek Basel. Sie lebt in Basel.

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Leo Tuor

Leo Tuor, geboren 1959, wuchs in Rabius und Disentis auf, wo er die Schule im Benediktiner-Kloster besuchte und 1979 mit der Matura B abschloss. Anschliessend studierte er Philosophie, Geschichte und Literatur in Zürich, Fribourg und Berlin. Während des Studiums war er Redaktor der streitbaren rätoromanischen Zeitschrift «la Talina».

Leo Tuor schreibt Erzählungen, Essays, Kolumnen, Kurzgeschichten und Beiträge für Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien. Daneben arbeitet er für Radio und Fernsehen. Viele Jahre verbrachte er den Sommer als Schafhirt auf der Greina und den Herbst als Jäger auf Carpet. Als sein Hauptwerk kann die Surselver Trilogie «Giacumbert Nau» (1988), «Onna Maria Tumera» (2002), «Settembrini» (2006) bezeichnet werden.

2021 erhielt er den Bündner Kulturpreis. «Wir sind Leo Tuor dankbar für jedes Buch und jedes Wort, denn es fehlte uns alles, wenn nur eines fehlen würde», sagt Roman Bucheli in seiner Laudatio.

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Autor/in schreibt zu

 

 

Gabrielle Alioth

Michael Biberstein

Parallel Attractor II, 1991

Linard Bardill

Meret Oppenheim

Le bouclier du chef, 1965

Alex Capus

Paul Camenisch

Der Pianist, 1925

Anne Cuneo

Varlin

Royal Stock Exchange in London, 1955

Corinne Desarzens

Robert Strübin

Frédéric Chopin : Prélude 19 mi b majeur, 1962

Ivan Farron

Irène Zurkinden

Rue d'Odessa en f te, 1935

Sandra Hughes

Christoph Hänsli

Sigmund Freud's couch cover, 2002

Peter von Matt

Walter Kurt Wiemken

Die Frau des Gehenkten, 1931

Klaus Merz

Matias Spescha

Meditation, 1966

Francesco Micieli

Coghuf

Le passager inconnu, 1929-33

Werner Morlang

Johann  von Tscharner

Krüge, Flasche, Äpfel, 1934

Alberto Nessi

René Auberjonois

Nu assis, 1935

Michel Layaz

Uwe Wittwer

Haus, 2002

Werner Lutz

Paul Stöckli

Tagebuchblatt, 1981

Oscar Peer

Hermann Scherer

Davoser Landschaft, 1924

Fabio Pusterla

Niklaus Hasenböhler

Paternoster I, 1984

Ilma Rakusa

Miriam Cahn

tier,1995

Noëlle Revaz

Renée Levi

Delete, 2004

Daniel de Roulet

Jean Tinguely

Skizze zu Cenodoxus, 1972

Isolde Schaad

Miriam Cahn

dies ist ein kirschbaum (vorfrühling), 2006

Katharina Tanner

Alfonso Hüppi

Sommerbild, 1986

Leo Tuor

Charles Menge

Le repas, 1969

Christian Uetz

Kurt Fahrner

Dialog, 1964

Die Dunkelkamm er der Fantasie

Michel Mettler

Die Dunkelkamm er der Fantasie

Ein Mensch steht vor einem Gemälde, in seinen Anblick vertieft und doch vibrierend gegenwärtig. Das Bild wird grösser in seinem Kopf, schliesslich omnipräsent und allumfassend; im Innern seiner Phantasie nimmt es spielend den Raum einer gesamten Welterfahrung ein – ich wüsste keine treffendere Beschreibung für den Zustand, in den ein Autor verfällt, wenn seine Arbeit Fahrt aufnimmt und der Tisch, an dem er sitzt, zur Sonde wird, mit der er die Innenräume des Daseins erkundet.

Finden wir uns als Betrachter vor einem Bild, beginnt ein symbolischer Sog zu wirken, ähnlich der Selbstermächtigung des Schreibers vor seinem weissen Blatt: Das Geschehen in diesem engen Geviert steht jetzt für die Welt schlechthin, die deutungsbedürftige, sich immer wieder allem Verstehen entziehende «Wirklichkeit ». Von solcher Wesensverwandtschaft zwischen Betrachten und Beschreiben lebt dieses Buch.

Was fasziniert die Wörtermenschen so sehr am Gemalten, dass sie es, das Sekundäre, als Stoff so oft und gern dem Leben vorziehen, von dem es doch abgeleitet ist? Das Bildnis besitzt von vornherein, was in der Schrift nie zu erlangen ist, oder nur auf beschwerlichen Umwegen: ein Nebeneinander der Stadien und Erzählelemente, das sich nicht in der Zeit, sondern über die Fläche erstreckt. Es birgt die Gleichzeitigkeit, eine Abfolge entsteht erst mit dem Tun des Betrachters, aus der Wanderschaft seines Blicks. Die Literatur hingegen bleibt Zeile für Zeile, Ereignis um Ereignis an ihre linearen Verläufe gefesselt, ans Nacheinander. Die Gesamtschau jedoch, unsichtbar für den Schreibenden, kann erst im Kopf des Lesers entstehen.

Die Verlockung des Gemalten ist also nicht weiter erstaunlich. Was aber wäre die grösste Gefahr beim Beschreiben von Bildern? Dass wir das Nachsehen haben, meine ich, und ins Nacherzählen geraten – in den Versuch, mit Worten noch einmal zu tun, was schon auf der Leinwand geschieht. Dort aber bleibt der Strich frischer und unverblümter, weil er in seinem Element ist, während die Schrift nur eine Übersetzung bietet. Dabei kommt sie jenen Schritt zu spät, der uns schon in der Schule jede Bildbeschreibung verleidet hat. Wo ihre Sprache aber in der Schwingung des betrachteten Bildes zu vibrieren beginnt, kann sie zur Türöffnerin werden, die uns durch die Leinwand treten lässt, hinter das Sichtbare in ein eigenes Reich des Ungemalten. Wenn das Wort diese Tapetentür aufstossen kann, beginnen wir lesend der Behauptung zu glauben, die jedes Beschreiben klammheimlich in den Raum stellt: dass ‹dort hinten› nämlich etwas darauf warte, aus seiner Sprachlosigkeit befreit zu werden.

Das einlässliche Betrachten einer Malerei hat etwas Kultisches. Mit unserem Blick setzen wir Energien frei, die darin gebündelt sind. Und dies wiederum ist ein Sinnbild für den Prozess, den jeder künstlerische Akt in Gang bringen will. Der Schriftsteller steht vor dem Leben wie der Liebhaber vor dem Bild: Er sucht schreibend seinen Reichtum aufzuspüren und zu entfesseln, und dies in einem Innenraum, in der Dunkelkammer seiner Phantasie: Jeder Text in diesem Buch schreibt sein eigenes Bild, als wäre die Leinwand ein lichtempfindlicher Film, der ins nächste Bad getaucht werden will, um sich weiter zu entwickeln. So wie das Gemälde auf der Staffelei seine Stadien durchlaufen hat, tut es dies auch im Auge des Betrachters, und später noch einmal im Text – dann jedenfalls, wenn dieser zur zweiten Netzhaut gerät, die noch empfindlicher wahrnimmt, was sich an vielfältigem Leben in den Tiefenschichten abspielt.

Doch auch damit ist die Reise nicht zu Ende, denn ohne die Leserin, den Leser ist noch nichts gewonnen: Sie erst treiben die Fortschreibung des Sicht- und Lesbaren um die entscheidende Haaresbreite weiter. Denn ohne die schönste unserer Gaben, die Einbildungskraft, wäre alle Malerei oder Literatur, und sei sie noch so intensiv, nur Strich und Buchstabe auf unbelebtem Grund. Doch im Entwicklerbad der Imagination pflanzen sich die Bilder in Wort oder Farbe fort, weit hinweg aus allem, was irgend mal- oder schreibbar wäre. Folgen wir ihnen durch die Tapetentür.
Sonntag, Aargauer Zeitung, 10. Oktober 2008
Der Landbote, 24. November 2008
Tages-Anzeiger, 20. Dezember 2008
Mittelland Zeitung, 20. Dezember 2008
Neue Zürcher Zeitung, 17. September 2009
Züri West, 21. Januar 2010

«Es ist Lesegenuss pur, wenn sich Leute, die schreiben können, dem Sog von Bildern stellen und den analytischen Blick dabei nicht vergessen.» Sonntag, Aargauer Zeitung

«‹Der literarische Blick› enthält Texte, die man mit anhaltender Neugier fertig liest. Die unterschiedlichen Perspektivenwechsel werfen ein helles Licht auf die literarische und künstlerische Vielfalt in der Schweiz.» Der Landbote

«Der Parcours durch die Kunstsammlung bietet neben Kostproben von Autoren aus allen Landesteilen zugleich eine Vielzahl sprachlicher Annäherungsmöglichkeiten an Kunst.» Tages-Anzeiger

«Der Band ist eine Layout-Freude.» Mittelland Zeitung

«Eine sehr ansehnliche, sorgfältig gestaltete Anthologie, die ausfaltbare Abbildungen der Gemälde mit 23 ganz unterschiedlichen Texten von Autoren wie Klaus Merz, Peter von Matt, Ivan Farron, Ilma Rakusa und Katharina Tanner vereint; dabei vermessen die entstandenen Texte vom kompakten Gedicht (Klaus Merz über Matias Spescha) über eine schweifende Bildbeschreibung (Ilma Rakusa über Miriam Cahn) bis hin zur Mini-Erzählung (Sandra Hughes über Christoph Hänsli) sämtliche Möglichkeiten eines Verhältnisses zwischen Wort und Bild, zwischen bildlicher Sprache und erzählerischer Gleichzeitigkeit.» Neue Zürcher Zeitung

«Diese Textsammlung erweist der Schweizer Kunst des 20. Jahrhundert aus der Sammlung Nationale Suisse die Ehre mit Reflektionen, Interpretationen und literarischen Annäherungen an Bildern, die ebenfalls in diesem schönen Buch zu sehen sind. So unterschiedlich die Bilder sind, so unterschiedlich sind die Textarten, und mit Lust kann darin geblättert, betrachtet und gelesen werden.» Zürich West
Captcha

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