Im Tram
Thomas Schenk

Im Tram

Anleitung zum Vorwärtskommen

Mit Illustrationen von Anna Sommer / Mit einem Vorwort von Peter Weber

128 Seiten, 7 Abb., gebunden
1., Aufl., Juni 2007
SFr. 24.50, 26.– €
sofort lieferbar
978-3-85791-536-9

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Schlagworte

Zürich Stadt
     

Wie macht man an einer Haltestelle auf sich aufmerksam, damit sich die Tramtüren öffnen? Wo stellt man sich mit einem Kinderwagen hin, um es samt Nachwuchs ins Tram zu schaffen? Und wie lassen sich Zeichen und Mimik der Tramführer deuten, damit man schnellstens ans Ziel kommt?
Der urbane Alltag stellt elementare Fragen, gerade was den Gebrauch des Trams betrifft. 'Im Tram' liefert die Antworten, anschaulich und direkt aus der Praxis – dank mehrjähriger vertiefter Beobachtung des Autors am Ort des Geschehens, der Führerkabine. Darüber hinaus legt Thomas Schenk die tiefere Logik des Strassenverkehrs frei und ergründet die Psyche des Tramführers wie der Fahrgäste. Ganz nebenbei zeigt er die Stadt Zürich aus leicht erhöhter Perspektive, wenn er an gestauten Autokolonnen und blühenden Magnolien vorbeirauscht.

Thomas Schenk
© Limmat Verlag

Thomas Schenk

Thomas Schenk, geboren 1966, ist in Muttenz BL aufgewachsen und studierte in St.Gallen Betriebswirtschaft. Arbeitete als freier Journalist unter anderem für «Bilanz», «Facts», «Das Magazin» und «NZZ Folio». Seit 2003 ist er Tramführer der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ). Wenn er nicht fährt, schreibt er. Thomas Schenk lebt in Zürich.

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Anna Sommer

Anna Sommer, geborgen 1968 in Staffelbach AG. Lebt und arbeitet in Zürich als freischaffende Comiczeichnerin und Illustratorin unter anderem für «NZZ Folio», «Die Zeit», «Libération» und «Strapazin. Sie wurde im Jahre 2006 von der Stadt Zürich mit dem Werkjahr im Bereich Comics ausgezeichnet.

Von Anna Sommer sind Postkarten erhältlich.

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Inhalt

Der poetische Hochsitz
von Peter Weber

STATIONEN DER SEHNSUCHT
Von der Kunst des Tramfahrens
Anhalten tun sie immer
Fahr|plan, der
Jäger und Gejagte
Ab|fah|ren, vor der Na_se
Die alten Leiden der jungen Mütter
Rauchzeichen

DIE LOGIK DER STRASSE
Aber einige sind gleicher
Liebe Aargauer
Ich und die Geländewagen
Bericht aus der Kampfzone
Vierzig Tage Einsamkeit
Im Temporausch
Scha|den|freu|de, die

ZIMMER MIT AUSSICHT
Schöner Tram fahren
Detektiv im Nebenamt
Unterhaltung inklusive
Zürcher Jugend forscht
Hardcore Sound
Gesichter ohne Namen
Reine Nervensache

LEXIKON DER GEBÄRDENSPRACHE
Hello again
Die Wahrheit über den Tramgruss
Ende einer Tramfahrt
Turnaround
Der Pulsschlag eines Trams
Wenn es oben nicht stimmt
Führerlose Zeiten

ÜBERLEBEN IN DER GROSSSTADT
Am schönen Zürimeer
Das Tram und die Politik
Lebensberater
Die schönsten Umleitungen
Täuschungsmanöver
Wenn es mir dämmert
Tramtouristen

ANATOMIE DES TRAMFÜHRERS
Meine grösste Schwäche
Schienenglück
Pause, die
Multitasking in der Tramkabine
Die Kunst der langen Weile
Gut Tram
Die Verwandlung

KLEINE TECHNIKKUNDE
Baujahr 1966
Schön warm hier
Süsser die Glocken nie klingen
Irrfahrten und andere Affären
Im schwarzen Loch
Cobra, bitte kommen
Alles, was Sie wissen müssen

DIE VIER JAHRESZEITEN
Klimaforschung
Frühlingsgartenglück
Sommerduft
Ein Herbstproblem
Wenn Zürich brennt
Winterzauber
Ein Engel für Zürich

KLARSTELLUNG
Weder Science noch Fiction

Personen- und Sachregister

HELLO AGAIN

Tramführern werden spezielle Wesenszüge nachgesagt. Besonders eigenartig, das sagen zumindest meine Freunde, ist das Grussverhalten. Egal wo sich in Zürich zwei Trams kreuzen, man kann sicher sein, die beiden Lenker heben gewissenhaft die Hand zum Gruss und winken sich innig zu. Ganz so, als hätten sie sich seit Wochen nicht mehr gesehen. Dabei begegnen sie sich während des Dienstes zwei- bis dreimal. Pro Stunde. Auch ich habe lange zu jenen gehört, die über diese Gebärdensprache geschmunzelt haben. Bis ich Tramführer geworden bin. Nun sind mir die Grussregeln geläufig. Und ich muss gestehen, ob sich mir ein Tram nähert oder ob ein Kollege, in Uniform oder in zivil, an einer Haltestelle wartet: Ich grüsse pflichtbewusst.

Obwohl es sich ja nicht um eine Pflicht handelt. Es ist eine Frage des Anstands. Wer nicht grüsst, sagte mein Fahrlehrer, gilt als hochnäsig. Mit den Handzeichen zeige man, dass man zur gleichen Firma gehört. Und es lassen sich Lebenszeichen austauschen, was nötig ist, schliesslich sitzt man den ganzen Tag alleine in der Kabine. Dieses Bedürfnis kennen auch die Lokführer der SBB. Wenn die sich kreuzen, habe ich mir sagen lassen, werde rege gestikuliert, selbst bei hundert Stundenkilometern.

Ich rede hier nicht von Kleinigkeiten, hier handelt es sich um eine körperliche Tätigkeit. In Zahlen: Exakt 223 Mal habe ich kürzlich meine Hand zum Gruss erhoben, als ich fünf Stunden auf der Linie 3 zwischen Klusplatz und Albisrieden hin- und herfuhr. Auch die Erwiderungsquote meiner Kolleginnen und Kollegen ist rekordverdächtig. Ganze 204 haben auf meinen Gruss reagiert, über neunzig Prozent.

Nicht auf allen Strecken wird die gleiche Gebärdensprache gepflegt. In Reinform lässt sie sich auf langen Linien erleben. Hier gehen die Zeichen vom coolen Heben des Zeigefingers über das schulmässige Aufstrecken der Hand bis zum energischen Schwenken des gestreckten Armes. Die reduzierten Formen kommen auf den kurzen Strecken zum Einsatz, etwa auf der Linie 5 zwischen Bahnhof Enge und Kirche Fluntern. Hier trifft man im Schnitt alle zwanzig Minuten auf den gleichen Kollegen, sodass sich der Gruss bald in einer müden Handbewegung oder einem ironischen Lächeln erschöpft.

Ob Kurz- oder Langform: Beim Tramführergruss muss es sich um einen Reflex handeln. Anders kann ich es mir nicht erklären, weshalb ich selbst im Schwamendinger Tunnel grüsse, wo sich Trams in völliger Dunkelheit begegnen. Oder bei Lastwagen, die mir in die Nähe kommen. Es genügen die groben Umrisse, und meine Hand hebt sich wie von selbst. Eine zusätzliche Herausforderung stellen dabei jene Kollegen dar, die den Gruss aus Prinzip nicht erwidern. Natürlich ist es ihr gutes Recht, stur den Schienen nach zu blicken. Und doch ist es ausgesprochen ärgerlich, solche notorischen Nichtgrüsser zu grüssen und ins Leere zu winken. Deshalb bin ich immer auf der Hut und schaue ganz aufmerksam in die entgegenkommenden Führerkabinen. In der Hoffnung, die Grussverweigerer rechtzeitig erkennen und den Reflex unterdrücken zu können.
Der Landbote, 16. Juni 2007
Tages-Anzeiger, 20. Juni 2007
Tagblatt Zürich, 20. Juni 2007 (Interview mit Thomas Schenk)
Solothurner Zeitung, 25. Juni 2007
Regenbogen, Juni 2007
Mittelland-Zeitung, 30. Juni 2007
Facts 21/2007
Stapo Info. Das Personalmagazin der Stadtpolizei Zürich, 1. Juli 2007 (Nr. 7/8)
Südostschweiz am Sonntag, 1. Juli 2007
VPOD-Magazin Juli 2007
NZZ am Sonntag, 15. Juli 2007
Velojournal, Nr. 4/2007
Tram. Illustrierte Fachzeitschrift für den öffentlichen Personenverkehr in der Schweiz, 01. September 2007 (Nr. 91)
Leonardo, VCS Magazin, September 2007 (Nr.4)
Revue Schweiz, Dezember 2007
Goon Magazin, 16. Januar 2008

«Das sehr schön gestaltete Buch (mit Illustrationen von Anna Sommer) ist ein kleines Brevier des Stadtzürcher Alltags, wie er sich präsentiert, wo sich die Menschen wohl oder übel nahe sind, sich gegenseitig beobachten, zulächeln, um die besten Sitzplätze kämpfen.» Der Landbote

«Schöner Tram fahren.» Solothurner Zeitung

«Schenk fährt nicht bloss, er sinniert gar auf den Geleisen.» Tages-Anzeiger

«Schenk ist Quereinsteiger in der Tramfahrerkabine; mit Witz klärt er das Rätsel vom Trämmler, dem unbekannten Wesen. Man weiss nach der Lektüre: Die denken ja mehr beim Fahren, als man denkt!» Facts

«‹Im Tram› ist gesellschaftliche Momentaufnahme und geistiger Bildausschnitt zugleich. Natürlich erzählt Schenk auch allerhand Wissens- und Liebenswertes über die Zürcher Trams; vor allem aber beobachtet er die grösste Schweizer Stadt, ihre Menschen und deren Marotten. Nach der Lektüre von ‹Im Tram› ist Tramfahren nie mehr wie zuvor. Versprochen!» Südostschweiz

«Jetzt liegt eine Sammlung der Texte als Büchlein vor (das zusätzlich in den Umschlaginnenseiten eine hübsche Bildergeschichte von Anna Sommer). Ein erstklassiges Kompendium, das Antworten auf viele Fragen aus dem urbanen Leben bereithält, auf gestellte und auf bisher ungestellte. (... )Es ist ein anderer Blick auf die Welt (vorliegend: Zürich), den Thomas Schenk aus seiner Warte wirft und der in präzise, minuziöse Beschreibungen mündet. Das ergibt eine prima Unterhaltung für Badeanstalt oder Balkon. Weniger fürs Tram: Dort ist ja, wie das Buch eindrücklich zeigt, auch ohne Lektüre genug zu erleben.» VPOD-Magazin

«Thomas Schenks feine, ironische, immer aber liebenswürdige Schreibe macht es einem leicht. Für Nicht-Zürcherinnen sind die gesammelten Kolumnen deshalb interessant, weil sie viele Hintergründe über die Verehrung der Limmatstädter ihrem liebsten Massenverkehrsmittel gegenüber vermitteln. Selbst als eingefleischter Velofahrer versteht man am Ende warum: Im nüchternen Züritram werden Geschichten geschrieben.» Velojournal

«Wer das Tram einmal aus einem anderen Blickwinkel erleben will, wird an diesem Büchlein seine wahre Freude haben.» Tram. Illustrierte Fachzeitschrift für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz
Captcha

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