Limmat Verlag

Als Pietro Bianchi 1977 92jährig an den Folgen eines Tramunfalls starb, hatte er mehr als 70 Jahre als Emigrant in Zürich gelebt. Bianchi wurde 1885 am Comersee in ärmsten Verhältnissen geboren. Schon als Halbwüchsiger musste er in der Schweiz sein Brot verdienen. Nach einigen Jahren im Zürcher Oberland kam er nach Zürich, wo er seine Vorstellung von Sozialismus formte: grundsätzliches Engagement als «Basisgenosse» in sozialistischer Partei und Gewerkschaft. Er verweigerte im Ersten Weltkrieg den Militärdienst; er setzte sich unermüdlich für den antifaschistischen Kampf und für das Bestehen des «Cooperativo», des Restaurants der italienischen Sozialisten in Zürich, ein; er half unzähligen Flüchtlingen; er übernahm die Leitung des Parteiorgans «Avanti», als sich niemand fand, der den heissen Posten übernehmen wollte; er war Mitgründer der «Colonie libere». Bianchis Fähigkeit, witzig und lebendig zu erzählen, machen seine Erinnerungen an dieses gewöhnlich-ungewöhnliche Leben zu einem wichtigen autobiographischen Dokument und zu einer Fundgrube über die italienische Emigration.