Eine Andere
Maja Peter

Eine Andere

Roman

120 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
August 2011
SFr. 29.50, 29.50 €
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978-3-85791-639-7

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Schlagworte

Literatur
     

Mit dem Leben der vierzigjährigen Protagonistin verhält es sich wie mit ihrem Gesicht. Vertraut ist sie nur mit einzelnen Linien, und die harmonieren nicht immer. Sie fürchtet sich vor dem, was sie herbeisehnt. Sie mag keine Erinnerungsfotos und blättert doch im Album. Sie will sich schreibend Handlungsraum erobern, aber immer kommt das Leben dazwischen. Wer ist die Frau, die sich einen anderen Vater ausgewählt hätte, auf dem Arbeitsmarkt als Nischenprodukt bezeichnet wird und das Glück für sich behält? In dem vielversprechenden Debüt 'Eine Andere' fügen sich die Erzählsplitter zum Porträt einer rätselhaften Bekannten. Maja Peter erzählt eindringlich und schonungslos von Familie, unserer modernen Arbeits welt und einer Suche zu sich selbst. 'In ‹Eine Andere› gelingt, was Literatur im besten Falle leisten kann: mit Sprache einen neuen imaginären Raum zu öffnen und Gelegenheit zur Reflexion auf das vermeintlich Bekannte zu bieten.' Kirstin T. Schnider, Laudatio

Maja Peter

Maja Peter wurde 1969 in Zürich geboren. Nach der Ausbildung zur Tänzerin am Opernhaus Zürich wurde sie Journalistin und arbeitete unter anderem bei der «Weltwoche», der «Sonntagszeitung» und bei der Kulturzeitschrift «Du» als Redaktorin. Mit 31 Jahren studierte sie an der Zürcher Hochschule der Künste Kulturtheorie und begann, mit literarischen Formen zu experimentieren. Nach dem Studium arbeitete Maja Peter als Dramaturgin für zeitgenössisches Theater und Tanz am Zürcher Theater Neumarkt und in der freien Szene. In dieser Zeit wendete sie sich der Lyrik zu. Mit 37 Jahren wagte sie sich an Prosatexte heran. Dafür hat sie mehrere Auszeichnungen erhalten. «Eine Andere» ist ihr erstes Buch. Sie erhielt dafür 2010 den Studer-Ganz-Preis für das beste unveröffentlichte Prosadébut der Deutschschweiz. Maja Peter lebt in Zürich und Bern.

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Der Neue bestehe ...

Der Neue bestehe auf leeren Tischen, hat ihr der Ex-Chef gesagt. Ehrgeizig sei er, gut vernetzt in Werbekreisen und jovial. Der Ex-Chef kennt ihn von der Weiterbildung zu «Leadership – Meinen Bereich führen: Hochleistung und Organizational Fitness». Sie sucht weiter. In einer Woche beginnt der Neue offiziell. Was er wohl über sie gehört hat? Beim Ex-Chef wusste sie, dass er sich hinter sie stellt. Sie kennen sich seit der Studienzeit. Er weiß zwar um ihre Schwachpunkte. Aber sie auch um seine. Die Stimme der Sekretärin dringt durch die hellgrüne Wand. Eine gute Wahl, diese Farbe. Motivierend, wie die Farbberaterin vorausgesagt hat. Endlich hält sie das Sichtmäppchen mit den Verkaufszahlen in den Fingern. Sie setzt sich in den Lederstuhl und atmet den Geruch von Zitronenöl ein, den die Duftstäbchen auf dem Pult verströmen. Sie schaut hinaus. Wie gut das tut. Den Blick schweifen lassen. Ein treffender Ausdruck. Sie lässt die Augen auf dem Kamin der Industrieanlage ruhen. Der Rauch, der bei Sonnenschein nervöse Schatten in ihr Büro wirft, versiegt nie. Etwas Grün vor dem Fenster wäre schöner. Sie streckt sich und gähnt.

Könnte sie doch schlafen. Und ihre Füße, die vor Hitze e aufgequollen sind, in einen Eimer kaltes Wasser tauchen. Unten im Hof drücken Helga und Stefan die Zigaretten aus. Sie scheinen sich wie immer bestens zu unterhalten. Was die wohl die ganze Zeit zu besprechen haben? Sie pickt eine Baumnuss aus der getöpferten Schale auf dem Besprechungstisch und kaut. Eine zweite, dritte. Energie pur. Nebenan rattert die Kaffeemaschine zum vierten Mal in Folge. Sie wird mit der Sekretärin besprechen, wohin die Maschine verschoben werden kann. Sie hält diesen Krach nicht aus.

Sie muss wieder. Vor dem Sekretariat überholt sie den neuen Grafiker, der mit beiden Händen drei Becher mit Kaffee trägt, und seine Kollegin mit einem Kaffee in der Rechten und vier Rähmchen in der Linken. Der Grafiker gefällt ihr. Sein wacher Blick ist ihr schon im Bewerbungsgespräch aufgefallen. Die beiden entgegnen ihren Gruß höflich. Sie dachte, sie klinge fröhlich, kollegial.
Schweizer Familie, 8. September 2011
Context, September 2011
ekz Bibliotheksdienst, 4. Oktober 2011
Leben und Glauben, 20. Oktober 2011
Denkbilder – Das Germanistikmagazin der Universität Zürich, Oktober 2011
Reformiert, 14. Oktober 2011
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. November 2011
Basler Zeitung, 25. November 2011
Brigitte, 30. November 2011
Neue Zürcher Zeitung, 24. Dezember 2012
Mittellandzeitung, 5. Januar 2012
Der Lanbote, 7. Januar 2012
Tages-Anzeiger, 19. Januar 2012
Der Bund, Montag, 23. Januar 2012
WochenZeitung WOZ, 31. Mai 2012

«Scharfsinnig, präzis und schonungslos verwebt Maja Peter Momentaufnahmen zum Leben einer engagierten, feinfühligen Frau, die aneckt und gefällt, die liebt und kämpft, die sich schreibend erfindet und sucht.» Schweizer Familie

«Ein sehr intimes Buch, weil es den Leser am Essenziellen der Frau teilnehmen lässt, da ihre Gedanken eine unglaubliche Nähe zulassen.» Brigitte

«Dieser Band ist ein Talentbeweis: Sie kann hinschauen, und sie kann schreiben.» Tages-Anzeiger

«Ganz allmählich entsteht aus den nur lose motivisch miteinander verbundenen, in sich geschlossenen Erzählungen das Bild einer Frau, die sich nach einer namenlosen Freiheit sehnt. Die davon träumt, ‹niemandem gefallen, nichts erfüllen zu müssen›. Und die doch zwanghaft in ihr Leben verstrickt ist. Maja Peter hat dafür starke Bilder und eine ganz unangestrengte Sprache gefunden.» Neue Zürcher Zeitung

«Wie in einem Kaleidoskop wird der Fokus in jedem Kapitel auf einen Aspekt ihres Lebens gelegt, während der Rest verschwommen und undeutlich ist. Es bleibt die Erkenntnis, dass einige Facetten des Menschen immer undeutlich sein werden, auch wenn man jemanden zu kennen glaubt. Ein gelungenes und preisgekröntes Debüt, kurz und zügig geschrieben, bei dem es viel zwischen den Zeilen zu entdecken gibt.» ekz Bibliotheksdienst

«‹Eine Andere› ist aus einer inneren Notwendigkeit entstanden. Maja Peter, die 2010 den Studer/Ganz-Preis für das beste Prosadebüt erhalten hat, ist eine Stimme, die wir uns merken sollten.» Die Wochenzeitung WOZ

«Maja Peter versteht es in ihrem Erstlingsroman, mit wenigen Sätzen (Gedanken-) Welten zu öffnen, die den Leser, die Leserin sofort in den Kern der Figuren ziehen. Mal ist es leise Alltagsfurcht, die auf den Seiten spürbar wird, mal einfach nur stiller Genuss, mal bleiben die Erzählfäden Fragment, mal rapportieren sie ganze Lebensbogen auf fünfzig Zeilen – vor allem aber lässt dieser moderne und sehr zeitgenössische Roman den Lesenden viel, viel Raum zum Spiel mit den eigenen Gedanken.» Sonntag/Leben und Glauben

«Maja Peters Roman zeigt eindrücklich, wie Identität von aussen entworfen wird, und bleibt damit selbst ein Entwurf. Neu ist diese Form des Schreibens, die das Thema des modernen Ichs zum Thema hat, nicht. Doch ist die Art, mit der Maja Peter dem Schreiben die Kraft der Selbstermächtigung zurückgibt, schlicht und ergreifend.» Denkbilder

«Die Texte zeigen ihr Suchen nach Erinnerung und Sinn, nach Bestätigung und Versicherung, aber sie zeigen auch, wie sich das Wünschen in der Wirklichkeit eines anspruchsvollen Lebens auflöst und nicht zum Ziel kommt. ‹Sie› sollte und möchte widerstehen, sich auflehnen oder neu anfangen. Aber die Erwartungen, Verrichtungen, Bedürfnisse untergraben ihren Elan. Sie weiss, was sie nicht will, und tastet nach dem, was sich doch noch ändern könnte. Vielleicht ist sie damit gar nicht so sehr ‹eine Andere› innerhalb der Frauen in der heutigen Vierzigergeneration.» Reformiert

«Skizziert wird dieses freudlose Leben aus unterschiedlichen Perspektiven in kurzen Erzählsequenzen, Dialogen oder Sentenzen. Die innere Verspannung der Figur spiegelt sich so in einem fragmentarischen, experimentellen Text.» Frankfurter Allgemeine Zeitung

«‹Eine Andere› handelt aber nicht nur vom Arbeitsleben, sondern auch von Kindheit, Familie, Liebe und von der Suche nach der eigenen Geschichte. Maja Peter erzählt präzise und eindrücklich. Und als Leserin oder Leser folgt man ihr gerne an immer wieder neue Stationen und Schauplätze im Leben ihrer Protagonistin.» Context

«Maja Peter erkennt das Nennenswerte im Allgegenwärtigen und formuliert Normales speziell.» BAZ

«Maja Peter hat Einfühlungs- und Ausdrucksvermögen, und beides kommt ihrer Hauptfigur zugute.» Der Bund

«Maja Peters Roman voller Auslassungen wirkt in seiner Anlage unspektakulär. Die Autorin findet aber für die tägliche Entfremdung eine stimmige, dichte Sprache, die Eindruck macht.» Mittellandzeitung
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