Robinson und Julia
Isolde Schaad

Robinson und Julia

... und kein Liebestod. Roman

364 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
1., Aufl., Februar 2010
SFr. 39.50, 39.50 €
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978-3-85791-600-7

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Schlagworte

Frauenleben Literatur
     

Sind wir denn die, für die man uns hält? Nur noch verbrauchte Ideengestalten? Fragt Eva am Frauenabend. Und Julia sagt leider und reckt sich. Es ist also höchste Zeit aufzu brechen. Auch Bonnie, als Gangsterbraut erschöpft, möchte endlich selbst bestimmt arbeiten. Und was tun die Männer in diesem erotischen Entwicklungsroman, der Theorie und Praxis in heißer Hingabe verquickt? Sie heißen Jean-Paul und Bauer Josef Clever, sind Denker und Banker und fallen aus ihren Führerkabinen weich oder hart.
Isolde Schaad erzählt in einem sprachmächtigen Sog, wie die Heldinnen von einst zu Berufsfrauen von heute werden. Mit hinreißender Komik und unverfrorener Lust an der Erotik wird geschildert, wie aus der Urmutter aller Frauengeschichte eine Eva Müller wird, ja, Müller, überzeugend und einmalig wie alle. Als Restauratorin, Videokünstlerin und Modell von Lukas Cranach, dem Schönheitsspezialisten der Stunde, der sie diskret liftet und streckt.

Isolde Schaad

Isolde Schaad, geboren 1944 in Schaffhausen, lebt seit 1967 in Zürich und gehört zu den namhaften Schweizer Autorinnen der 68er Generation. Ihre Spezialität ist die kritische Gesellschaftsbetrachtung, die sie mit Scharfsinn, Humor und hohem sprachlichen Können der nahen und fernen Umgebung widmet. Schon ihre Buchtitel zeugen davon: «Knowhow am Kilimandscharo», erschien 1984 und wurde vom heissen Eisen zum Ethnoklassiker. 1986 folgte die «Zürcher Constipation», 1989 «KüsschenTschüss», die beide zu helvetischen Bestsellern wurden. «Body & Sofa», die Erzählungen aus der Kaufkraftklasse, 1994, «Mein Text so blau» 1997, dann der Roman  «Keiner wars» 2001, der den Schillerpreis der ZKB erhielt, sowie die Porträtsammlung «Vom Einen. Literatur und Geschlecht», 2004. Es folgten der Roman «Robinson & Julia», 2010, dann die Erzählungsbände «Am Äquator», 2014, sowie « Giacometti hinkt», 2019, von der Presse mit grosser Anerkennung bedacht.

Isolde Schaad hat neben ihrer schriftstellerischen Arbeit stets auch publizistisch gearbeitet, bis zum Millenium war sie für renommierte Zeitschriften im In- und Ausland tätig, Unter anderen für «Transatlantik», für das legendäre «Kursbuch», für «Geo», «literaturkonkret», die «Frauenoffensive», oder «Text und Kritik», herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold. Ab 1974 bis in die Nullerjahre schrieb sie u.a. für das «Tages-Anzeiger-Magazin», die «NZZ am Wochenende», schwerpunktsmässig für die Wochenzeitung «Woz» und die Kulturzeitschrift «Du».

Von ihren Studienreisen nach Indien, Ostafrika und dem Nahen Osten stammen ihre lebendigen, mit dem ethnologischen Blick geschärften Reportagen, Essays und Kolumnen, für die sie den Schweizerischen Journalistenpreis erhielt. Im Frühjahr 1997 war sie Gast der renommierten Washington University in St. Louis, Missouri. Zu dieser Zeit entstand auch eine Dissertation der amerikanischen Germanistin Julia Scheffer: «Die Sprache aus dem Bett reissen: Feminist Satire in the Works of Elfriede Jelinek and Isolde Schaad» (Washington DC 2000).

Als Künstlerstochter hat Isolde Schaad ihrer Liebe zur Kunst in zahlreichen Künstlerinnenporträts Ausdruck verliehen, vor allem aber hat sie mit ihrer intensiven kunstsoziologischen Studie über ihren Vater Werner Schaad (1905– 1979) «Wie der Kunstmaler sich in der Provinz einrichtet» (Schaffhausen 1980), der Schweizer Kunstgeschichte der Nachkriegsjahre einen wesentlichen Beitrag gestiftet, ganz im Sinne des von Paul Nizons entfachten «Diskurs in der Enge».

Isolde Schaad war immer auch gesellschaftspolitisch aktiv, sie ist Mitbegründerin der selbstverwalteten Genossenschaft Neuland in Zürich Wipkingen, in der sie noch heute lebt. Ihre mehrfach preisgekrönten Bücher erscheinen seit 1984 im Limmat Verlag. Im Frühjahr 2014 erhielt Isolde Schaad sie für ihr literarisches und publizistisches Schaffen die Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich.

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Personen

Eva
die erste, Gastgeberin, Kundschafterin, nachmals Müller Eva, Restauratorin, Videokünstlerin

Julia Kapulett
Studentin der Biochemie, später Forschungsassistentin der Firma Wassman Viscose Worldtrade

Bonifatia Elizabeth Parker
genannt Bonnie, Callgirl im Bundeshaußervice, arbeitet unter dem Decknamen Brigitte Orbit

Simone de Beauvoir
Philosophin, Pionierin der autonomen Frauenbewegung

Adam
erster Mann und Langzeitgefährte von Eva, nachmals Müller Adam, Möbeldesigner, Werkbundmitglied, Gewerkschaftsvorstand

Jean-Paul Sartre
bedeutender Denker und politischer Kopf seiner Zeit

Derek Surrey Winston Robinson
Umweltprofessor in Berkeley, Cal., UNO-Beauftragter für Regenwaldschutz

Bauer Josef Clever
Investmentbanker, Ex-Chef der Deutschen Bank

Carla Lou Salomé Fonté
genannt Claps, Wohngenossin, Entwicklungshelferin in Chiapas, Mexico

Ferner wichtige Statisten und Handlungsbefugte wie Lukas Cranach der Ältere, bedeutender deutscher Maler der Reformationszeit; Kuni, seine Jüngste; Vernon Friday, Tour-Operator; Eugenia Emilie Kapulett von Herdenberg von Röhrenschneid; Sheila aus Beirut, Untermieterin; Judith Butler, Genderspezialistin; Salman Rushdie, Schriftsteller und a.m.


Inhalt

1 (erstes Buch)
Eva
Erstens • Zweitens • Drittens
Adam und Eva
Eva und Jean-Paul
Erstens • Zweitens • Drittens • Viertens
Julia
Julia und
Erstens • Zweitens • Drittens • Viertens
Eva und
Erstens • Zweitens • Drittens • Viertens
Eva und Adam
Erstens • Zweitens • Drittens


2 (zweites Buch)
Julia und Josef
Erstens • Zweitens
Julia und Robinson
Erstens • Zweitens • Drittens
Adam und Eva und
Erstens • Zweitens • Drittens
Eva und Claps
Erstens • Zweitens • Drittens • Viertens
Claps, Sheila, Eva, Claps, Eva, Claps, Sheila …
Erstens • Zweitens • Drittens
Eva
Claps
Eva und Adam
Claps und Adam
Adam und Claps
Claps und Adam …
… und Eva
… und Adam
… und Claps
Eva. Adam. Claps.
Erstens • Zweitens • Drittens • Viertens • Fünftens
Claps

3 (drittes Buch)
Eva Müller und Adam Meier
Lukas C. und Albrecht D.
Eva und Kuni
Eva und Josef
Bonnie & Clyde

4 ( viertes Buch)
Bauer Josef Clever
Julia ohne Josef …
… und ohne Robinson
Josef Bauer und Eva Müller
Erstens • Zweitens • Drittens • Viertens
Johnny und Bonnie

5 (fünftes Buch)
Claps und Adam und Eva
Erstens • Zweitens • Drittens • Viertens
Eva und Beauvoir
Eva und der Mann von drüben
Eva von Rodenfeld Henkel
Erstens • Zweitens • Drittens
Carla Lou Salomé Fonté
Erstens • Zweitens • Drittens
Eva, die erste
Erstens • Zweitens • Drittens
Eva und Derek
Eva und die anderen
Eva, die Muse

Erstens

– Ich muss fort –, sagte sie, als wir uns gegen Abend zufällig trafen. Zufällig? Ich wusste es besser. Der knappe Satz blieb haften und hallte nach wie jährlich die Streetparade. Aber anders als das Technobumbum, das unsere Stadt im August heimsucht, enthielt er mehr als die Botschaft Wir-sind-wieder- da. Erst dachte ich, das sagt sie, weil sie zum Bleiben aufgefordert werden will, aber Julia war keine, die Komplimente heischte.

Vielleicht kam alles anders als geplant, weil sich in jenem Jahr alles zur Unzeit ereignete. Das Wetter spielte verrückt, wie man zu sagen pflegt, obschon ich diese Redensart für fahrlässig halte, für das Klein- und Hübschreden des Klimaschocks, der uns eines Tages aus dem Planeten kippen wird. –– Schleunigst verschwinden.– Ingrimm, nicht getarnte Selbstbehauptung sprach aus ihr an jenem Abend, der alles auslöste, als wir uns vor der Apotheke begegneten. Ich las eben die Notfalldienstzeiten von der Eingangstür ab, als sie herauskam, und ich bemerkte, dass sie von meinem Auftauchen irritiert war. Sie schien zu fürchten, ich hätte den Schriftzug auf der Packung gelesen, die sie eben in ihrer Handtasche verschwinden ließ.

– Mein Asthma ist wieder akut –, murmelte sie, als hätte ich eine Erklärung verlangt. Es war Samstagabend, sieben Uhr, ich erinnere mich genau, weil die Kirchenglocken heftig über uns herzufallen begannen und ein schweres Gottesgeschütz auf uns eindrosch, sodass wir einen Schritt zurücktraten, um uns zögernd ins Gesicht zu blicken. Und was war in diesen hochgemuten Zügen eingraviert? Männer, wilde Tiere, die ihr die Flammen eurer schnöden Wut im Purpurquell aus euren Adern löscht, stand unsichtbar über ihren Augenbrauen, und ich ergänzte bei mir: Denn Schönheit, die der Lust sich streng enthält, bringt um ihr Erb die ungeborene Welt. Ich sah jedoch davon ab, mich als Insiderin ihres berüchtigten Dramas anzubiedern, sintemal davon nur ein Verfasser von zweifelhafter Identität existiert, der Julia seit fünfhundert Jahren mit Schmach belädt. Sind wir denn die, für die man uns hält? Ich näherte mich beklommen, denn der Abstand zwischen uns war im Freien weit größer als am Frauenabend, wo man die Personalien und deren Rüstzeug an der Garderobe abgab. Ich war als Eva, die erste, zur Gastgeberin erkoren worden und war entschlossen, lediglich Vornamen zu bewirten, die mir ebenbürtig schienen, selbst wenn sie zu Berühmtheiten unterschiedlicher Qualität gehörten; nun erforderte gerade Julia schwesterlichen Beistand, weil sie als elendiglich missbrauchte Ideengestalt zu uns kam.

Jetzt geht sie mit Rückgrat, dachte ich, dank unserer Arbeit an ihrem höchstpersönlichen Update.

Wie geblendet stand ich da und wartete, bis man sein

eigen Wort wieder verstand. Nun erhob sich ihre Stimme.

– Ich muss dir etwas zeigen. –

Ich zauderte, denn ich misstraute ihrem Interesse an mir als Person.

– In meinem Garten droben in Fluntern geschieht etwas Erstaunliches, komm mit –
WochenZeitung, 10. März 2010
Tages-Anzeiger, 16. März 2010
20Minuten, 30. März 2010
Neue Zürcher Zeitung, 8. April 2010
NZZ am Sonntag, 25. April 2010
Programmzeitung, April 2010
SBD Biliotheksdienst, IK Frau und Gesellschaft, April 2010
Berner Zeitung, 27. Mai 2010
Schaffhauser Nachrichten, 12. Juni 2010
Mittelland-Zeitung, 26. Juni 2010
art tv, 14. Juli 2010
Neue Zürcher Zeitung, 10. November 2014

«In dem Roman ‹Robinson und Julia› schickte sie ihre Leserinnen und Leser in die Exerzitien der Paarbeziehung und führte ihnen auf burleske Weise vor, dass dieses Lebensmodell so alternativ- wie konkurrenzlos – und trotzdem zum Scheitern verurteilt sei.» Neue Zürcher Zeitung

«Isolde Schaad hat Witz und Biss beim Schreiben, einen gnadenlosen Blick und eine scharfe Zunge. Die Autorin verfolgt das Schicksal ihrer Geschlechtsgenossinnen mit einer Mischung aus Empathie und analytisch-selbstironischer Distanz.» Tages-Anzeiger

«Doch Isolde Schaads intensiver Text geht über die originelle Gesellschaftskritik mit dem deprimierenden Fazit hinaus, dass der Geschlechterkrieg nicht auszurotten und die Frauen ewige Verliererinnen sind. Das sperrige, brillante Figurenskizzenkabinett einer eckigen und kantigen Autorin, deren göttliches Werkzeug eine im deutschsprachigen Raum einzigartige Sprache mit einmaligem Tonfall ist, mündet in eine totale Hingabe zum Leben, eine Robinsonade für die Julia von morgen.» Die WochenZeitung

«Entstanden ist ein vielschichtiges und vielstimmiges Buch, das anhaltenden Lesegenuss bereitet: Erheiternd, dem ironisch-lakonischen Blick der Autorin auf die Gesellschaft und deren Moral zu folgen, ganz schön schräg die zuweilen gedanklichen Abwege und sonstigen Umwege der drei neu erschaffenen Heldinnen. Und was die Frauenfiguren darüber hinaus auszeichnet: Sie sind allesamt ausgestattet mit klugem Kopf, sinnlich und humorvoll und – ganz dem (erotischen) Leben ergeben.» Programmzeitung

«Es ist anspielungsreiche, gehobene Unterhaltungsliteratur, die eine oft vergnügliche und erotische Tour d'horizon durch die Kulturgeschichte bietet.» Schaffhauser Nachrichten

«Der Text ist ein einfallsreiches Spiel mit Sprache und Figuren und ein blitzgescheites und witziges Plädoyer für die Erotik und das weibliche Selbstbewusstsein. Schaad schreibt Sätze, die man sich gern ins Merkbuch notiert.» 20Minuten

«Fröhliche Dekonstruktion und spielerische Selbstironie, ‹Robinson und Julia› sprüht vor Einfällen. Die Zeiten wirbeln wild durcheinander, erfundene Figuren begegnen ‹realen› Personen, und kein Säulenheiliger des Intellekts und keine Ikone des Feminismus ist vor dem beissenden Spott der Autorin sicher. Dieses Logbuch eines munteren Liebesreigens schert sich um keine Konvention.» Neue Zürcher Zeitung

«Schaads Buch ist verwirrend respektlos und anbetend zugleich, witzig, schnell, scharf. Es trägt die Handschrift einer belesenen, vielgereisten, klugen, erosbereiten Feministin. Immer wieder gelingt ihr im Reigen der frech-bösen Kolumnenaufschwünge und Kolportagen der kluge Aphorismus und der frische Blick oder die überraschende Synästesie, wenn das Wort ‹liiert› einen Geschmack hat von ‹verdorbener Mayonnaise› oder eine Frau sich im schwülen Bett fühlt wie ‹überlaufende Milch›.» NZZ am Sonntag

«Isolde Schaad, begabt mit dem hyperrealen und schonungslosen Blick einer Reporterin, gelingt bestes Milieukolorit zwischen der Zürcher Sprüngli-Welt und den Silhouetten von Rio.» NZZ am Sonntag

«Es ist anspielungsreiche, gehobene Unterhaltungsliteratur, die eine oft vergnügliche und erotische Tour d'horizon durch die Kulturgeschichte bietet.» Schaffhauser Nachrichten

«Es ist ein sprachliches Kunstwerk. Eine Collage aus verschiedenen Erzählperspektiven, aus Fiktion und Realität und aus verschachtelten Satzgefügen.» Mittelland-Zeitung

«Ein köstliches Buch mit Tiefgang! Mit dem neuesten Roman ‹Robinson und Julia› beweist Isolde Schaad, dass sie nicht nur eine aussergewöhnliche Stilistin, sondern eine Meistern der kleveren Ironie ist und es versteht, sie mit Hintersinn und Esprit zu paaren.» art-tv

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