Frau Oberst Engel
Regula Engel

Frau Oberst Engel

Memoiren einer Amazone aus Napoleonischer Zeit

198 Seiten, gebunden
August 2009
SFr. 34.–, 34.– €
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978-3-85791-587-1

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Das Leben der Regula Engel kennen wir nur von ihr selbst: Im Alter von sechzig Jahren verfasste sie 1821 die 'Lebensbeschreibung der Wittwe des Obrist Florian Engel'. In dem Bericht führt sie uns an der Seite ihres Gatten, eines Schweizer Offiziers in napoleonischen Diensten, durch ganz Europa, an den Fuss der Pyramiden, in die Schlachten von Austerlitz und Waterloo, wo sie ihren Mann und zwei Söhne verliert und schliesslich selber – in Offizierskleidung – schwer verwundet ins Hospital gebracht wird.
Regula Engels Lebensbeschreibung ist einer der spannendsten autobiografischen Texte der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts, ein ergreifender und oft ergötzlicher Lebensbericht einer höchst vitalen und humorvollen 'Frau aus dem Volk'.

«Wann liest man schon einmal die Erinnerungen einer Frau, die in Schlachten zog, 21 Kinder zur Welt brachte und von Napoleon ‹meine kleine Schweizerin› genannt wurde?» Münchner Merkur

Regula Engel

Regula Engel

Regula Engel-Egli (1761–1853), aufgewachsen in einem Zürcher Waisenhaus, heiratete mit siebzehn Jahren Florian Engel aus Langwies und zog mit dem Schweizer Offizier in Napoleons Diensten durch ganz Europa und Ägypten. Von ihren 21 Kindern sollen – nach ihren eigenen Angaben – zwei Söhne mit Napoleon nach St. Helena in die Verbannung gegangen sein. Nach dem Tod ihres Mannes reiste sie nach Nordamerika, um in New Orleans ihren sterbenden Sohn zu besuchen. Regula Engel starb verarmt mit 92 Jahren im Zürcher Predigerspital.

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Fünfter Abschnitt

Es war ein prächtiges Schauspiel, als wir beynahe 200 Segel stark von Toulon abfuhren. Ein ungefähr gleich großes Geschwader stieß noch in den italienischen Gewässern zu uns. Welch' eine ungeheure Flotte! Mein Mann und ich waren auf demselben Schiffe mit Bonaparte und der Generalität. Bonaparte war uns beiden besonders gewogen und pflegte auch wohl ein Späßchen mit mir zu haben. Er schnupfte sehr gern und liebte den Caffee besonders. Wenn er mir nun begegnete bot er mir manchmal seine Tabatiere und lud mich spaßhaft ein: «Will Sie auch eine Prise, meine kleine Schweizerin?» Oder wenn er, was ihm Freude machte selber zu thun, oben auf der Gallerie seinen Caffee kochte: «Will Sie auch ein Täßchen?» und dann mußte ich mit ihm trinken. Durch solche Güte verband er uns zu lebenslänglicher Treue und Dankbarkeit. Indessen erschienen wir vor Malta. Diese Insel wurde angegriffen, nach einigem Widerstande durch Kapitulation eingenommen und von einer Abtheilung unserer Truppen besetzt. Zehn Tage nachher ging die Fahrt weiter, ohne daß wir wußten wohin. Nie ist aber vielleicht eine Fahrt glücklicher gewesen, als die unsere; niemand verfolgte uns und nur wenige Tage vor unserer Ankunft bei Alexandrien, erfuhren wir endlich unsere wahre Bestimmung. Unsere Gegner vermutheten sie früher; die englische Flotte unter Nelson suchte uns hier auf, aber sie kam kurze Zeit zu frühe und traf uns noch nicht. Gott mag wissen, welches das Bessere war; ob sie uns früher oder später begegnet wäre?

Vor Alexandrien den 17. Juli 1798 angekommen, hatte Bonaparte nun keine Rast. Die folgenden wichtigen Begebenheiten sind zu bekannt, als daß ich sie hier umständlich wiederholen sollte. Die Truppen wurden noch in der Nacht ans Land gesetzt und schon am Morgen Stadt und Hafen von verschiedenen Seiten angegriffen. Man blieb uns aber nichts schuldig und wehrte sich tapfer. Vielen unserer Leute wurde schon in den zwei ersten Tagen der Rückweg aus Egypten erspart. Es brauchte der ganzen Aufmunterungskunst des Obergenerals und seiner Collegen, daß die Truppen nicht muthlos wurden und nur die vortreffliche französische Artillerie, konnte dem Sieg den Ausschlag geben; man schoß nämlich eine sehr große Öffnung in den Wall der Festung, worauf die Türken ausmarschirten und sich ergaben. Bei einem der vorgefallenen Gefechte bekam auch mein Mann eine kleine Wunde, die ihn für acht Tage außer Dienst setzte.
«Wann liest man schon einmal die Erinnerungen einer Frau, die in Schlachten zog, 21 Kinder zur Welt brachte und von Napoleon ‹meine kleine Schweizerin› genannt wurde?» Münchner Merkur

«Eine fesselnde Lektüre» Neue Zürcher Zeitung

«Ein wundersamer Bericht aus einer abenteuerlichen Zeit. Frau Engel ist eine gute Beobachterin, benutzt in ihrem Buch eine einfache, aber durchschlagskräftige Sprache» Sturzflüge, Georg Engl