Karl Felix Marx. Verzauberte Welten
Karl F Marx, Karl F Marx

Karl Felix Marx. Verzauberte Welten

Herausgegeben von Paul Hugger

FotoSzeneSchweiz [3]

72 Seiten, gebunden, 49 vierfarbige Fotografien
1. Aufl., Juni 2006
SFr. 44.–, 44.– €
vergriffen
978-3-85791-503-1

Schlagworte

Fotografie
     

Karl Felix Marx war ein Fotograf der Stille, der kaum ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat. Fotografieren war für ihn kein Broterwerb, sondern Einkehr, Meditation, Poetisierung der realen Umwelt. So führen uns seine Bilder in eine Welt des Schönen, im Widerspiel von Lichtzauber und Magie der Dunkelheit. Mit dieser ästhetisierenden Sicht und den dabei verwendeten Edeldruckverfahren ist Marx ein Vertreter des Piktorialismus, einer Richtung innerhalb der Fotografie, die zwischen 1890 und 1945 viele Anhänger fand. Die Strömung war eine Absage an die detailgetreue Wiedergabe des Wirklichen und implizierte die Suche nach dem Malerischen, das Bestreben, es den darstellenden Künstlern gleichzutun.
In der Schweiz sind die Piktorialisten fotogeschichtlich bisher kaum beachtet worden. Der vorliegende Band würdigt so nicht nur das Schaffen des Luzerner Fotografen, sondern möchte auch einen Beitrag zur Neubewertung des Piktorialismus in der Schweiz leisten.

Paul Hugger
© Yvonne Böhler

Paul Hugger

Paul Hugger, 1930–2016, Studium der Volkskunde, Ethnologie und Romanistik, em. Ordinarius für Volkskunde an der Universität Zürich. Zahlreiche Publikationen über Schweizer Fotografen, zur Alltagsfotografie, Herausgeber u. a. des Handbuchs der Schweizerischen Volkskultur, «Kind sein in der Schweiz. Eine Kulturgeschichte der frühen Jahre», Herausgeber der Reihe «Das volkskundliche Taschenbuch» und Mitherausgeber «FotoSzene Schweiz» im Limmat Verlag.

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Zur Biografie

Ein Glücksfall spielte mir eine grössere Sammlung von Edeldrucken aus dem Schaffen von Karl Friedrich Marx zu. Dieser Glücksfall hiess Heilsarmee Brocki Wetzikon. Da die Leitung um mein Interesse für alte Fotografie wusste, legte sie eine grosse, mit Kleisterfarben marmorierte Klappschachtel mit den Fotos zur Seite. Das war Mitte der 1990er Jahre. Die Schachtel stammte offensichtlich aus dem Nachlass der um diese Zeit verstorbenen Tochter des Fotografen Vreni in Wetzikon.

Die spärlichen Angaben zu Herkommen, Leben und Schaffen von Marx illustrieren die Schwierigkeiten, biografische Daten über Fotografen, die seit längerer Zeit verstorben sind, einzuholen. Marx hatte zwar mehrere Kinder, die ihrerseits wieder Nachkommen hatten, aber die Erinnerungen kamen nur tropfenweise und mussten wie kleine Mosaiksteine zusammengetragen werden, zumal auch die Söhne und Töchter in den letzten zehn, fünfzehn Jahren verstorben waren. Wo niemand Genealogie als Hobby betreibt, steht es mit sicheren Auskünften über Familiengeschichtliches schlecht.

Es gilt also, sich mit einem bescheidenen Material und einigen Strichen zu Leben und Person des Fotografen zufrieden zu geben.1)

Karl Felix Marx (1877–1955) wurde in Dresden geboren. Sein Vater, der ebenfalls den Vornamen Karl hatte (1851–1916) war Musiker und wurde kurz darauf ins Tonhalleorchester Zürich berufen. Die Mutter Pauline Weber (1852–1928) stammte aus einer Bauernfamilie im zürcherischen Russikon. Felix wuchs in Zürich mit dem Bruder Karl Paul (1886–1962) und einer Schwester Martha auf. Auf den Besuch der Gewerbeschule in Zürich folgte eine Ausbildung als Stuckateur in Deutschland. Nach einem Unfall, bei dem ein Auge besch ädigt wurde, bildete sich Felix in Zürich zum Zeichnungslehrer aus. 1905 wurde er als Lehrer für Kunstfächer an das Lehrerseminar und die Gewerbeschule Luzern gewählt. Im gleichen Jahr heiratete Felix die Primarlehrerin Wilhelmine Meyer (1877–1937), die ebenfalls im Quartier Hottingen in Zürich aufgewachsen und von zuhause aus begütert war. Das junge Paar wohnte auf der Bramberghöhe, ab 1919 im eigenen Dreifamilienhaus an der Brambergstrasse 40, das Felix bauen liess. Es war eine geräumige F ünf-Zimmer-Parterre-Wohnung, und man hielt sich ein Dienstmädchen. Die Kinder wurden alle in Luzern geboren: Felix (*1906), erlernte den Beruf des Silberschmieds und war – offenbar vom Vater angesteckt – begeisterter Bergsteiger, der weltweit einige Erstbesteigungen machte. Er erlag früh einem Schlaganfall. Theo (*1909) arbeitete als Elektro-Ingenieur und starb 90-jährig in Wallisellen. Urs (1911–1998) war Kürschner und wohnte ebenfalls in Wallisellen. Es folgten zwei Töchter, Susanne (*1913) und Vreni (*1916), die in Kempraten-Wetzikon 81-jährig starb. Susanne ging 1932 zum ersten Mal als Kindermädchen in die Westschweiz, ein Engagement, das sie später einige Male wiederholte. Noch im hohen Alter sprach sie von ihrer Liebe zum französischen Idiom.

Der Vater sei, so Susanne, von unstetem Charakter gewesen, immer unterwegs. Er liebte die Berge, wovon viele Fotos zeugen, und war Mitglied des Schweizerischen Alpenclubs, u.a. langjähriger Kassier der Sektion Innerschweiz. Soweit sie sich erinnere, habe ihr Vater fotografiert. Sie seien als Kinder jeweils verdrossen gewesen, weil sie dabei als Sujets herhalten mussten. Ich erzähle ihr von ähnlichen Feststellungen der Kinder des bekannten Bündner Fotografen Albert Steiners2). Der Vater habe anfänglich noch mit einem schwarzen Tuch über dem Kopf und dem Apparat fotografiert; er sei x-mal darunter hervorgeschlüpft, um beim Modell gewisse Einzelheiten zu korrigieren. Fachlich gut ausgebildet, betrieb Marx das Fotografieren nur als Hobby, nicht kommerziell. Er war aber Mitglied des Schweizerischen Fotografenvereins, in dessen Zeitschrift denn auch bei seinem Tod ein Nachruf erschien. Marx zeichnete und aquarellierte ebenfalls viel und gerne. Auch hier ging es ihm vor allem um Motive aus den Bergen.

Die Mutter sei ein ganz anderer Charakter gewesen, ruhig und sehr intelligent, intelligenter als der Vater, urteilt die Tochter. Nach dem Tod der Mutter 1937 halfen zunächst Haushälterinnen weiter, bis Marx einige Jahre später die um 26 Jahre jüngere Martha Honegger (1904–1996) heiratete. Zum Missfallen der Kinder, meinte Susanne Koch, weil Martha ihre ältere Schwester hätte sein können. Es gab Spannungen, vor allem bei der späteren Erbteilung. Aber Susanne räumte ein, dass sie im Grunde genommen froh gewesen seien, dass sich Martha um den alternden Vater gekümmert und sie als Töchter dadurch entlastet habe.

Der Neffe Adrian erinnerte sich an den Onkel Felix als eine «majestätische», ruhige Erscheinung, eine grosse Gestalt mit Bart. Er habe sich kaum mit ihnen als Jungen abgegeben. Die Enkelin Rita-Andrée sprach von der zackigen Nase und vom grossen Bart, den sie und ihre Schwester bei ihrem Besuch jeweils «zöpfeln» durften, zum Amusement des Grossvaters. Er habe immer Brissago geraucht und aus den gelb-blauen Schachteln ihnen eine entzückende Puppenstube und einen Verkaufsladen gebastelt; es seien wahre Bijoux gewesen. Aber auch für sie war Karl Felix ein Patriarch, dem sie mit Respekt und ein wenig Angst begegneten. Sein Haus aber sei gastfreundlich gewesen, auch die zweite Frau, die bei ihren regelmässigen Besuchen immer einen guten Kuchen gebacken habe.

Karl Felix Marx starb 1955 an einem Schlaganfall.
Schweizerische Depeschenagentur, 23. Juni 2006
Luzerner Woche, 2. August 2006
Kulturmagazin Luzern, Juli/August 2006
Literatur-Report, 15. August 2006
Mittelland-Zeitung, 30. September 2006
Photo Technik International, Januar/Februar 2007

«Ein Buch lädt zur Entdeckung eines Pioniers ein.» sda

«Marx' Fotos bringen dem Betrachter nicht nur die Kunstform des Piktorialismus näher, sondern auch eine Zeit, die Nachgeborene nur noch in Sepia oder schwarz-weiss in Erinnerung haben. Stark.» Luzerner Woche

«Indem er nicht nur grossartige Naturkulissen, sondern auch die urbane Lebens- und Arbeitswelt mit inden Blick nahm, entzog sich Marx der Gefahr der süsslichen Überhöhung. Viel ist über ihn nicht bekannt seine Bilder aber rufen eine Tradition hervor, die sich der neuen Sachlichkeit entgegenstellte und die heute wieder von künstlerischem Interesse ist.» Kulturmagazin Luzern

«Der Luzerner Kunstlehrer widmete sich im Stillen dem so genannten Piktorialismus. Zwei Sujets lassen sich vor allem ausmachen: die Stadt Luzern und ihre Umgebung sowie die Berglandschaft rund um das Lötschental. 49 dieser stimmungsvollen, zur Idylle neigendenn Fotos sind nun in einem Buch der Reihe FotoSzeneSchweiz aus dem Limmat Verlag zu entdecken.» Mittelland-Zeitung

Bilder aus diesem Buch sind auch als Postkarten erschienen.

Karl Felix Marx

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