Die Zürcher Constipation
Isolde Schaad

Die Zürcher Constipation

Texte aus der extremen Mitte des Wohlstandes

96 Seiten, Broschur
Januar 1986
SFr. 18.–, 18.– €
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978-3-85791-115-6

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Schlagworte

Literatur
     

Die reiche Erbin und Kunstmäzenin, die Stadtverschönerung, «de Tagi» als Institution, das Kochen und die Küche als neuste gaumenästhetische Freizeitkultur und das Terrain hinter, unter und über der Bahnhofstrassenfassade kommen zur Sprache, werden angeredet aus der Optik einer Autorin, die als anwesende Zugewanderte den ethnologischen Blick behält. Was sie sieht, als Gemeinsames, ist die Perfektionierung des Mittelmasses, die Hypertrophie des Netten und Putzigen als Symptome des Wohlstands. Eines Wohlstands, der die höchsten Durchschnittsansprüche der Welt befriedigt – so ist die Sardine der Migros die einwandfreiste, weil durchkontrollierteste Sardine der Welt.

Auch anderes kommt zur Sprache, der Feminismus zum Beispiel. Die Sammlung enthält Texte, die für den Tag geschrieben wurden. Sie haben ihre Aussagekraft behalten, denn sie umkreisen immer den Zeitgeist. Und das Typische für Zürich: Es ist ein Geist, der wie nirgendwo sonst in der Welt das Styling gegen die Weltuntergangsstimmung setzt.

Isolde Schaad

Isolde Schaad, geboren 1944 in Schaffhausen, lebt seit 1967 in Zürich und gehört zu den namhaften Schweizer Autorinnen der 68er Generation. Ihre Spezialität ist die kritische Gesellschaftsbetrachtung, die sie mit Scharfsinn, Humor und hohem sprachlichen Können der nahen und fernen Umgebung widmet. Schon ihre Buchtitel zeugen davon: «Knowhow am Kilimandscharo», erschien 1984 und wurde vom heissen Eisen zum Ethnoklassiker. 1986 folgte die «Zürcher Constipation», 1989 «KüsschenTschüss», die beide zu helvetischen Bestsellern wurden. «Body & Sofa», die Erzählungen aus der Kaufkraftklasse, 1994, «Mein Text so blau» 1997, dann der Roman  «Keiner wars» 2001, der den Schillerpreis der ZKB erhielt, sowie die Porträtsammlung «Vom Einen. Literatur und Geschlecht», 2004. Es folgten der Roman «Robinson & Julia», 2010, dann die Erzählungsbände «Am Äquator», 2014, sowie « Giacometti hinkt», 2019, von der Presse mit grosser Anerkennung bedacht.

Isolde Schaad hat neben ihrer schriftstellerischen Arbeit stets auch publizistisch gearbeitet, bis zum Millenium war sie für renommierte Zeitschriften im In- und Ausland tätig, Unter anderen für «Transatlantik», für das legendäre «Kursbuch», für «Geo», «literaturkonkret», die «Frauenoffensive», oder «Text und Kritik», herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold. Ab 1974 bis in die Nullerjahre schrieb sie u.a. für das «Tages-Anzeiger-Magazin», die «NZZ am Wochenende», schwerpunktsmässig für die Wochenzeitung «Woz» und die Kulturzeitschrift «Du».

Von ihren Studienreisen nach Indien, Ostafrika und dem Nahen Osten stammen ihre lebendigen, mit dem ethnologischen Blick geschärften Reportagen, Essays und Kolumnen, für die sie den Schweizerischen Journalistenpreis erhielt. Im Frühjahr 1997 war sie Gast der renommierten Washington University in St. Louis, Missouri. Zu dieser Zeit entstand auch eine Dissertation der amerikanischen Germanistin Julia Scheffer: «Die Sprache aus dem Bett reissen: Feminist Satire in the Works of Elfriede Jelinek and Isolde Schaad» (Washington DC 2000).

Als Künstlerstochter hat Isolde Schaad ihrer Liebe zur Kunst in zahlreichen Künstlerinnenporträts Ausdruck verliehen, vor allem aber hat sie mit ihrer intensiven kunstsoziologischen Studie über ihren Vater Werner Schaad (1905– 1979) «Wie der Kunstmaler sich in der Provinz einrichtet» (Schaffhausen 1980), der Schweizer Kunstgeschichte der Nachkriegsjahre einen wesentlichen Beitrag gestiftet, ganz im Sinne des von Paul Nizons entfachten «Diskurs in der Enge».

Isolde Schaad war immer auch gesellschaftspolitisch aktiv, sie ist Mitbegründerin der selbstverwalteten Genossenschaft Neuland in Zürich Wipkingen, in der sie noch heute lebt. Ihre mehrfach preisgekrönten Bücher erscheinen seit 1984 im Limmat Verlag. Im Frühjahr 2014 erhielt Isolde Schaad sie für ihr literarisches und publizistisches Schaffen die Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich.

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«Es ist ein Buch, das die ‹Constipation‹, die Verstopfung, unter der sie die Stadt Zürich leiden sieht, zwar nicht beheben dürfte, allen unverstopft ausserhalb Lebenden hingegen eine recht genüssliche Lektüre verheisst. In den besten dieser Texte gewinnen die Wörter literarische Qualität und leuchten mit ihrer eigenen Wirklichkeit die Wahrheit hinter der Fassade des Faktischen aus.» Stuttgarter Nachrichten

«Mit einer feinen Ironie vermag Isolde Schaad die längst selbstverständlich gewordenen und zementierten Gesetze der Mittelmässigkeit und der schieren Banalität auch dort zu entlarven, wo andere längst resigniert oder einen voreiligen Burgfrieden geschlossen haben.» Brückenbauer

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