Adelheid Duvanel
© Norma Hodel

Adelheid Duvanel

«Unabweisbar bleibt die Frage, warum die deutschsprachige Literaturkritik nicht zu Lebzeiten Adelheid Dvanels die Einzigartigkeit dieser Schweizer Erzählerin bemerkt hat. » Peter Hamm

Adelheid Duvanel, geboren 1936 in Pratteln und aufgewachsen in Liestal, machte eine Lehre als Textilzeichnerin. Sie arbeitete auf verschiedenen Bürostellen sowie als Journalistin und Schriftstellerin. Von 1962–1981 war sie mit dem Kunstmaler Joseph Duvanel verheiratet, mit dem sie eine Tochter hatte. Bis auf ein Jahr auf Formentera lebte sie in Basel, wo sie 1996 starb. Ihre schriftstellerische Laufbahn begann sie unter dem Pseudonym Judith Januar in den Basler Nachrichten, in Anthologien und literarischen Zeitschriften. Ab 1980 erschienen ihre Erzählbände im Luchterhand Verlag. Duvanel wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grossen Schillerpreis und dem Kranichsteiner Literaturpreis.

 

Lebensdaten

1936 Geburt am 23. April in Pratteln als erstes Kind von Elisabeth Feigenwinter, geborene Lichtenhahn aus Basel, und von Georg Feigenwinter, Obergerichtsschreiber, später Strafgerichtspräsident in Liestal. Die Mutter war protestantisch, der Vater streng katholisch. So wurden auch die Kinder erzogen. Drei jüngere Geschwister: Felix, Therese und Beat. Kindheit in Liestal im Mühlematt-Quartier an der Ergolz. Adelheid schreibt und zeichnet schon als Kind viel, was die Eltern wohlwollend fördern.

1950 Ein Jahr im katholischen Mädcheninstitut Sacré-Cœur am Neuenburgersee. Anfang der Fünfzigerjahre Umzug der Familie in die Rotackerstraße in Liestal. Sowohl das Internat wie der Umzug scheinen Adelheid tief verstört zu haben.

1953 Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik, Behandlung mit Insulinspritzen und Elektroschocks. Besuch der Kunstgewerbeschule und Lehre als Textilzeichnerin, Beginn der künstlerischen Tätigkeit als Malerin und als Schriftstellerin.

Ab 1960 Regelmässig Erzählungen im Sonntagsblatt der Basler Nachrichten unter dem Pseudonym Judith Januar. Adelheid Feigenwinter verkehrt häufig im Musikcafé Atlantis und liest die französischen Existenzialisten.

1962 Heirat mit dem Kunstmaler Joseph (Joe) Duvanel (1941–1986). Die Wohnung des Paares ist ein Treffpunkt der Basler Bohèmeszene. Arbeit als Büroangestellte und als Mitarbeiterin in einem Meinungsforschungsinstitut. Abkehr von der Malerei, weil ihr Mann die Konkurrenz nicht duldet, stattdessen vermehrt schriftstellerische Tätigkeit.

1964 Geburt der Tochter Adelheid (Namensidentität auf Wunsch des Mannes).

1968/1969 Aufenthalt in Formentera mit Mann und Tochter.

1969 Rückkehr nach Basel. Joe Duvanel lebt mit seiner Freundin zusammen, die ein Kind von ihm erwartet, zeitweise gemeinsamer Haushalt mit ihm und seiner Freundin. Weiterhin Veröffentlichungen in den Basler Nachrichten, in verschiedenen Anthologien, Zeitschriften und seit 1976 in drei Erzählbänden.

1980 Erster Band im Luchterhand Verlag («Windgeschichten») durch Vermittlung von Otto F. Walter unter dem Lektorat von Klaus Siblewski. Ab da erscheinen alle ihre Erzählbände bei Luchterhand.

1981 Scheidung von Joseph Duvanel. Nach der Scheidung beginnt Adelheid Duvanel wieder mit dem Malen, zahlreiche Bilder sind heute im Museum im Lagerhaus, St.Gallen, und im Schweizerischen Literaturarchiv, Bern, aufbewahrt, dort in der Sammlung Maja Beutler, mit der sie befreundet war.

1981 Lesung in Klagenfurt beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis.

1981 Kleiner Basler Kunstpreis.

Ab 1981 Wiederholt Aufenthalte in der Psychiatrie Basel.

1984 Kranichsteiner Literaturpreis.

1985 Aidskrankheit der drogenabhängigen Tochter (gestorben 2005).

1985 Geburt der Enkelin Blanca Adela.

1986 21. Dezember, Tod Joseph Duvanels durch Selbstmord. Adelheid Duvanel nimmt Tochter und Enkelin zeitweise bei sich auf und ist damit dem Drogenelend und der Erpressung durch Drogendealer ausgesetzt.

1987 Literaturpreis der Stadt Basel.

1988 Gesamtwerkspreis der Schweizerischen Schillerstiftung.

1995 Gastpreis des Kantons Bern.

1996 7./8. Juli, Tod durch Unterkühlung unter Medikamenteneinfluss in einer sehr kalten Julinacht einem Wald bei Liestal.

Die Lebensdaten sind zum Teil mit freundlicher Genehmigung dem biografischen Bericht von Felix Feigenwinter auf seinem Blog entnommen.

Erzähltexte von Adelheid Duvanel (teilweise unter dem Pseudonym Judith Januar) erschienen in den «Basler Nachrichten», im «Basler Magazin», der «Basellandschaftlichen Zeitung», in der «NZZ», der «WoZ», sowie in diversen Zeitschriften und Anthologien.

In eigenen Erzählbänden erschienen:

Erzählungen (mit Hanni Salfinger). Basler Texte Nr. 6 (hrsg. v. Literaturkredit Basel-Stadt). Pharos Verlag, Basel 1976.
Merkwürdige Geschichten aus Basel
(mit Felix Feigenwinter und Gunild Regine Winter). Mond-Buch, Basel 1978.
Wände, dünn wie Haut. Gute Schriften (GS 453), Basel 1979.
Windgeschichten. Luchterhand, Darmstadt 1980.
Das Brillenmuseum. Erzählungen. Luchterhand, Darmstadt 1982.
Anna und ich. Erzählungen. Luchterhand, Darmstadt 1985.
Das verschwundene Haus. Erzählungen. Luchterhand, Darmstadt 1988.
Gnadenfrist. Erzählungen. Luchterhand, Frankfurt am Main 1991.
Die Brieffreundin. Erzählungen. Luchterhand, München 1995.
Der letzte Frühlingstag. Erzählungen, hrsg. v. Klaus Siblewski. Nachwort von Peter von Matt. Luchterhand, München 1997.
Beim Hute meiner Mutter. Erzählungen. Nachwort von Peter von Matt. Nagel & Kimche, Zürich 2004.
Fern von hier. Gesammelte Erzählungen. Hrsg. Elsbeth Dangel-Pelloquin und Friederike Kretzen. Limmat Verlag, Zürich 2021.

 

Adelheid Duvanel im Limmat Verlag

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