Krawattenende
Martin Widmer

Krawattenende

Die Geschichte des Createurs Alfred Bruder und seiner Cravatex AG 1954-1974

240 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
1. Aufl., April 2004
SFr. 38.–, 42.– €
vergriffen
978-3-85791-450-8

Schlagworte

Sachbuch
     

1954 gründet Alfred Bruder mit 5000 Franken eine Firma zur Herstellung von Krawattenstoff.
Martin Widmer liess sich von Bruder, der heute teils in Kanada, teils im Tessin lebt, seine Geschichte erzählen. Entstanden ist ein Porträt eines risikofreudigen Kleinunternehmers, der sich von ganz unten hochgearbeitet hat. Und erzählt wird die Geschichte dieses prominenten Stücks Stoff in einer turbulenten Phase.

Martin Widmer
© Limmat Verlag

Martin Widmer

Martin Widmer, geboren 1957, hat Geschichte und Germanistik studiert, arbeitete als Journalist, Museumspädagoge und Projektleiter. Nachdiplomstudium in Corporate Communication Management. Lange Beschäftigung mit der Geschichte der Zürcher Seidenindustrie und Autor des Buches «Sieben x Seide». Martin Widmer lebt in Wald ZH.

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Er wollte nochmals ...

Er wollte nochmals in Ruhe alle Faktoren auflisten. Dass die Ölkrise der Krawatte den Todesstoss geben würde, hielt er für eine abwegige Idee. Je schlechter es der Autoindustrie ging, desto besser lief das Krawattengeschäft. Leistete man sich weder ein neues Auto noch einen neuen Anzug, so liess sich wenigstens mit einer neuen Krawatte Staat machen. Und dass die Krawatte am Ende sei, hielt er für ein Märchen der Modeschöpfer aus dem Freizeitbereich. Hingegen irritierte ihn, dass die Nachrichtensprecher am Fernsehen immer öfter im Rollkragenpullover auf der Mattscheibe erschienen. Auch in der Kronenhalle ist ihm der Rollkragen aufgefallen, diese dünnen weissen Pullover mit niedrigem Kragen unter den schwarzen Jacketts der Kulturprominenz, die Smoking-Leibchen. Doch das war eine Welle, wie er schon viele erlebt hatte. Heute war er im Wellental, morgen würde er wieder auf dem Kamm reiten.

Der Rollkragen würde wieder verschwinden, da war er sich sicher. Und auch die Konjunktur würde sich wieder erholen. Dass zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg gleichzeitig in Europa, Japan und Amerika während zweier Jahre die Wirtschaft nicht mehr wuchs, beunruhigte die Bankiers. Das Wort «Rezession» machte die Runde, Bruder fürchtete sich jedoch nicht davor. Ein anderes Zeichen hingegen wusste er nicht zu deuten. Als er dieses Mal in Paris die Musterkoffer auspackte, fragte Monsieur Lafrage zuerst nach den Preisen. Bisher schaute sich der kultivierte, aus altem französischen Adel stammende Cravatier, immer zuerst die Ware an. Gewiss, der Schweizer Franken war hoch und verteuerte – auf künstliche Art – seine exklusiven Krawattenstoffe. Seit dem Ende der festen Wechselkurse war Bruder einem Spiel ausgeliefert, das er weder beeinflussen noch vorhersehen konnte. Doch der Preis war nur ein Faktor. Etwas Weiteres hatte sich verändert. Eine Strömung, die er spürte, aber nicht benennen konnte. Etwas Barbarisches.

Der Bund, 19. Juni 2004
Sachbuchtrio DRS 2, 31 August 2004
St. Galler Tagblatt, 27. November 2004

«Mit grosser Neugierde erforscht, mit Lust und ausserordentlich gut geschrieben.» Schweizer Radio DRS 2

«Ein Juwel von einem Sachbuch.» Schweizer Radio DRS 2

«Ein unscheinbarer Titel, doch er verbirgt ein Juwel von Sachbuch. Aus einem Stoff, der auf den ersten Blick gar nicht dazu taugt, hat Widmer eine betörende historische Reportage geschrieben. Den Roman eines Abenteuers in der Textilbranche.» Der Bund
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