Petra Koci
Weltatlas der Schweizer Orte
Zurich - Berna - Locarno Spring ... 15 Reportagen rund um den Globus
Mit Fotografien von Benno Gut / Mit einem Nachwort von Leo Schelbert
Oktober 2013
978-3-85791-718-9
In Vevey, Indiana, gründet der Westschweizer Winzer Jean-Jaques Dufour das erste kommerziell erfolgreiche Weingut in den USA und lässt Flaschen per Pferd ins Weisse Haus liefern. Nach einer langen dramatischen Reise erreicht ein Grüppchen Zürcher die Krim und baut in einem verlassenen Tatarendorf den Ort Zürichtal auf. Der Kanton Fribourg organisiert im Hinterland von Rio de Janeiro die Gründung der Kolonie Nova Friburgo - heute die brasilianische Hauptstadt der Unterwäsche. New Geneva in Irland wiederum ist die Kolonie für Genfer Handwerker, die niemals existierte. Und wer ist der Schweizer, der unter falscher Identität eine Ortschaft in der argentinischen Pampa gründete? «Weltatlas der Schweizer Orte» folgt 15 Schweizer Ortsnamen in die Welt hinaus, porträtiert in Wort und Bild die Orte mit Schweizer Wurzeln, erzählt ihre Geschichte, von ihren Gründern und Bewohnern.
Petra Koci
Petra Koci, geboren 1964 in Prag, hat als Journalistin zahlreiche Reise-Reportagen publiziert, u. a. in der «NZZ am Sonntag», «Basler Zeitung», «Tages-Anzeiger», «SonntagsZeitung». Ihre längste Reise dauerte fast vier Jahre, als sie in Papua-Neuguinea gelebt hatte.© Limmat Verlag
Leo Schelbert
Leo Schelbert, (1929–2022), war zuerst Gymnasiallehrer, dann studierte er in New York amerikanische Geschichte mit Schwerpunkt Einwanderung. 1966 Promotion an der Columbia Universität. Er lehrte von 1963 bis 1969 an der Rutgers Universität in Newark, New Jersey, und nach zwei Forschungsjahren in der Schweiz von 1971 bis 2003 an der Universität von Illinois in Chicago. Der Autor und Herausgeber verschiedener Bücher und zahlreicher Artikel, lebte bis zu seinem Tod im März 2022 mit seiner Familie in Evanston, Illinois.Zurich, Ontario, Kanada
New Geneva, Irland
Berne, Indiana, USA
Villa Lugano, Buenos Aires, Argentinien
New Glarus, Wisconsin, USA
Basel, Glarus, Luzern, Schaffhausen, Solothurn, Unterwalden,
Zürich, Oblast Saratow, Russland
Locarno Spring in Hepburn Springs, Australien
Vevay, Indiana, USA
Berna, Santa Fe, Argentinien
Zurich, Friesland, Holland
Engelberg, Arkansas, USA
Zürichtal, Krim, Ukraine
St. Maurice, Algerien
New Geneva, Pennsylvania, USA
Nova Friburgo, Rio de Janeiro, Brasilien
Fünfzehn mal die Schweiz anderswo
Nachwort von Leo Schelbert
Literaturnachweis/Quellen
Heimat fern der Heimat
Schon in der Schule gehörte der Weltatlas zu meinen liebsten Büchern. Auf dem Papier rauschte ich mit meinem Zeigefinger durch die Weite Sibiriens. Mit den Augen segelte ich über den Südpazifik und blieb an Inseln mit exotischen Namen kleben. Wann ich meinen ersten «Schweizer Ort» – also einen helvetischen Ortsnamen in der Fremde – fand, weiss ich nicht mehr genau. Gut möglich, dass es vor einigen Jahren in Holland war: Dort gibt es ein Dorf namens Zurich, und es liegt am Meer. Zurich am Meer, ein schöner Gedanke. Die Koordinaten der einfachen Dörfer an der Wolga, die früher Basel, Solothurn, Zug oder Unterwalden hiessen, habe ich einst dank einer Fernsehdokumentation in meinem Gedächtnis gespeichert. Mit Hilfe von elektronischen Weltkarten wie Google Maps wurde die Suche nach Schweizer Ortsnamen zur Spielerei. Plötzlich tauchte ein Zurich auch in der Mojave-Wüste in Kalifornien und im Norden Algeriens auf. Wer weiss schon, dass es in der Savanne Nigerias ein Arosa gibt und im Tiefland Boliviens ein Basilea?
Bekanntere Städtchen wie New Bern in North Carolina oder New Glarus in Wisconsin haben es auch bei uns in die Medien geschafft, weil sie ein rundes Jubiläum gefeiert haben. Und da war sie auf einmal, die Faszination und die Idee zu diesem Buch: Ich wollte Schweizern folgen, die vor einhundertfünfzig oder zweihundert Jahren ausgewandert sind, um fern der Heimat eine neue Heimat zufinden. Ich wollte die Geschichten von Goldsuchern und Pionieren erzählen, von verarmten Witwen, Bauernfamilien und Seidenwebern, von Missionaren genauso wie von klugen Geschäftsmännern.
Heute beschäftigen wir uns in unserem Land stark mit dem Thema Einwanderung. Dabei vergessen wir, dass auch die Schweiz noch vor hundertfünfzig Jahren ein armes Land war. Viele Familien waren gezwungen, in der Ferne eine neue Existenz und ein neues Auskommen zu finden. Für die lange, schwierige Reise mussten sie oft alles Geld zusammenkratzen oder sich verschulden. Die Überfahrt über den Ozean war voller Entbehrungen, viele starben auf See oder wurden von Krankheiten in der neuen Welt dahingerafft. Einige mussten sich klammheimlich davonmachen, weil die Auswanderung verboten war. Andere Kantone hingegen unterstützten und organisierten die Gründung einer Kolonie auf einem anderen Kontinent sogar. Nicht zuletzt auch, weil die Gemeinden ihre unerwünschten Bewohner – etwa die Armen und Heimatlosen – abschieben konnten.
Allein die Schweizer Siedlungen in Nordamerika hätten ein ganzes Buch füllen können. Ich wollte aber meinen Radius auf möglichst viele Kontinente ausdehnen. Beschränkt habe ich mich hingegen auf die helvetischen Ortsnamen. Von Schweizern gegründete Siedlungen mit neuen Namen haben keinen Eingang in dieses Buch gefunden. Ferner wollte ich keine Sehnsuchtsorte besuchen, sondern Flecken auf dieser Welt lokalisieren, die mehrheitlich abseits der touristischen Pfade liegen.
So habe ich auf der Suche nach Ortsnamen und guten Geschichten auch mal einen Schweizerclub im jeweiligen Land oder eine Kirchenorganisation angeschrieben oder mit geschichtsinteressierten Vereinen gebloggt. Nur um herauszufinden, dass auch ein helvetischer Name nicht zwingend in die Schweiz zurückführt. So heisst der Geisterort in der Mojave-Wüste Zurich, allein weil man am Horizont Berge sieht wie in der Stadt Zürich. Und das Zurich in Algerien, heute Sidi Amar, war eine von französischen Kolonisten gegründete und bewohnte Landwirtschaftsstation.
Dafür begegnen uns im Buch nun spannende Persönlichkeiten, historische wie lebendige. Sei es der Weinbauer Jean-Jacques Dufour, der das erste kommerziell erfolgreiche Weingut in Vevay, Indiana, gründete. Oder Teofilo Romang, der unter falscher Identität einen Ort in der argentinischen Pampa aufbaute. Auf den nächsten Seiten humpeln wir durch die sonnenverbrannte russische Steppe. Tauchen ein ins heruntergekommene Häusermeer von Buenos Aires. Wir rauschen durch die flache Weite des Mittleren Westens der USA und landen an den windverwehten Gestaden in Irland oder Holland.
Wie immer auf Reisen sind es die Begegnungen mit den Menschen vor Ort, die bewegen und beglücken. Einige Eindrücke werden für immer im Gedächtnis bleiben: etwa der Kontrast zwischen einer Audienz beim ehemaligen argentinischen Wirtschaftsminister Roberto Alemann in Buenos Aires und gleichentags der Besuch eines Sozialzentrums am Rande eines Elendsviertels im Stadtteil Villa Lugano. Unvergesslich auch die Leidenschaft von Farmer Ian Tinetti, der im australischen Busch Kricketschläger fabriziert und Rustici renoviert. Oder die Gastfreundschaft der Amish-Familie Schwartz in Berne, Indiana, auf deren Veranda wir an einem heissen Sommerabend Popcorn gegessen haben.
Sie und ganz viele andere haben dazu beigetragen, dass die Schweizer Orte in diesem Weltatlas ein Gesicht, eine Farbe, eine Sprache, ein Leben bekommen.
Petra Koci
SRF 4 NEWS, 20. November 2013
Buchmagazin.ch, 27. November 2013
Berner Zeitung, 10. Dezember 2013
Tages-Anzeiger, 10. Dezember 2013
Basler Zeitung, 16. Dezember 2013
St. Galler Tagblatt, 13. Dezember 2013
Basler Zeitung, 16. Dezember 2013
P.S., 19. Dezember 2013
SRF 2 Buch-Tipps, 23. Dezember 2013
Sonntag, 03. Januar 2014
Zürichsee-Zeitung, 9. Januar 2014
Tessiner Zeitung, 10. Januar 2014
Tessiner Zeitung, 31. Januar 2014
Newly Swissed.com, 7.Februar 2014
Schweizer Revue, Februar 2014
«Petra Koci hat diesen Dörfern ein Gesicht gegeben, sie erzählt deren Geschichten im Weltatlas der Schweizer Orte. Fünfzehn Flecken dieser Welt mit Schweizer Wurzeln portraitiert sie darin zu den eindrücklichen Fotografien von Benno Gut.» Berner Zeitung
«Auch ein Lehrstück über Heimat.» Tages-Anzeiger
«Diese Begegnungen und Gespräche ergeben ein einzigartiges Kaleidoskop des Lebens auf dieser Welt zwischen Auswandern und Ankommen, zwischen Anpassung und Pflege des eigenen Erbes. Benno Gut hat wunderbare Stimmungsfotos beigesteuert.» St. Galler Tagblatt
«Ein Beispiel von vielen Orten in der Welt mit einem Schweizer Hintergrund.» P.S.
«Es ist Petra Koci hoch anzurechnen, dass sie nicht einfach Zahlen und Historie rapportiert, sondern sie erzählt Geschichten. Geschichten von Erfolg und Trostlosigkeit, von Hoffnung und Beklemmung. Und sie erinnert damit ganz nebenbei daran, dass die Schweiz vor nicht allzu langer Zeit in erster Linie als klassisches Auswanderungsland bekannt war.» Sonntag
«‹Komm mit auf meine Reise, und ich zeige dir ein Stück Schweiz anderswo›, ruft es aus allen Seiten von Petra Kocis Bericht. Sie ist nah und fern gereist, beschwört die Landschaft, zeichnet Bauten in stolzem Prunk oder Zerfall, weist auf Strasse und Wege, auf Blütezeiten, dürftiges Überleben, Katastrophen und Untergang. Sie findet Spuren des Anfangs, des Aufstiegs, der Auflösung, Kennzeichen von Altem und Neuem. Sie ruft Frauen und Männer auf die Bühne, Jetzige und längst Verblichene. Namen von Schweizerorten geben das Stichwort, laden ein zum kurzen Bleiben, zu prüfendem Blick in heutige und vergangene Tage.» Tessiner Zeitung
«A fascinating world map of quasi Swiss places – and the stories behind them.» Newly Swissed.com
«Petra Koci mag die Menschen, sie erzählt ihre Geschichten kurz, oft mit subtilem Humor untermalt und sie verfällt niemals in Sentimentalität. Ein wunderbarer Dokumentalist ist ihr Partner, der Fotograf Benno Gut. Beim Weltatlas der Schweizer Orte gibt es eigentlich nur etwas zu kritisieren: Das Buch gibt es bisher nur in Deutsch.» Schweizer Revue
Bilder aus diesem Buch sind auch als Postkarten erschienen.