Sommer 1940. Leute im Thal
Georg Vogt

Sommer 1940. Leute im Thal

Fotografien von Georg Vogt

Herausgegeben von Albert Vogt, Martin Gasser

256 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, ca. 160 Duoton-Fotos, Grossformat
November 2000
vergriffen
978-3-85791-320-4

Schlagworte

Fotografie
     
Dorf im Porträt

Die Bewohner von Aedermannsdorf, Matzendorf und Herbetswil im Sommer 1940, aufgenommen vom Amateurfotografen Georg Vogt. Erst kürzlich wurden diese Bilder, die ursprünglich als Passfotos in Auftrag gegeben worden waren, in der Form von 19 Negativrollen wiederentdeckt: mit etwa 700 Aufnahmen von 450 verschiedenen Personen.

In einem Interview schildert Georg Vogt, weshalb ihm die drei Dörfer im Solothurner Jura diesen Auftrag gaben, wie er arbeitete und wie die Porträtierten reagierten. Lebensgeschichtliche Interviews mit Porträtierten rufen die damalige Zeit im Dorf wieder wach, und ein Essay erläutert die historische Bedeutung dieses europäisch einzigartigen Fotodokuments.

Albert Vogt
© Limmat Verlag

Albert Vogt

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Einleitung

Es war am Ende der Achtzigerjahre. Ich war mit meinem Neffen und meiner Nichte auf dem Estrich meines Elternhauses in Aedermannsdorf, im solothurnischen Bezirk Thal. Während ich im alten Gerümpel stöberte, begannen die Kinder in einer anderen Ecke des Estrichs zu jubeln. Bis ich sah, dass sie alte Fotonegativrollen als Jo-Jos benützten. Ich schritt ein. Auf meine Frage, wo sie diese Negative gefunden hätten, zeigten sie mir eine alte, offene Blechschachtel. Darin lagen etwa fünfzehn, zwanzig solcher Rollen, zum Teil waren sie stark verstaubt, denn nur wenige waren in Blech- oder Kartondöschen verpackt. Ich brachte die Schachtel in Sicherheit.

Später untersuchte ich die Negativrollen. Es war merkwürdig: Die Filme enthielten fast ausnahmslos Aufnahmen von Personen in ähnlichen Posen. Ich vermutete, dass es sich dabei um Variationen der immer gleichen Aufnahmen von Mitgliedern der Familie und von Verwandten handelte. Aus reiner Neugier liess ich von zwei Filmen Abzüge herstellen, und mir wurde sofort klar, auf welchen Schatz mich die Kinder gestossen hatten. Ich erkannte auf den Fotos verschiedene Leute aus meinem Heimatort, die in jugendlicher Frische in die Kamera blickten, die damals, am Ende der Achtzigerjahre, aber bereits um die siebzig Jahre alt waren. Viele ältere Leute erkannte ich hingegen nicht. Als ich schliesslich meinen Vater, Georg Vogt, fragte, ob er wisse, wer diese Aufnahmen gemacht habe, sagte er, er selbst habe sie gemacht, und zwar im Jahre 1940, nachdem Hitler Frankreich überrollt habe. Damals seien für alle Leute Identitätskarten angefertigt worden, und dafür habe er die Fotos gemacht.

...

Solothurner Zeitung, 06. November 2000
Neue Zürcher Zeitung, 09. Dezember 2000


«Ein einmaliges Dokument von Menschen und ihrer Umgebung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Der Fotoband dokumentiert die Aufnahmen, die Querelen bis zur Schaffung einer nationalen Identitätskarte, die fesselnden Erzählungen einiger damals Fotografierten. Mehr als einfach nur ein Fotobuch.» Hochparterre

«19 durch Zufall entdeckte Filmrollen des Amateurfotograten Georg Vogt (1914-1999) haben sich bei näherer Betrachtung als aufschlussreiche Zeitdokumente erwiesen. Eine Ausstellung sowie ein Fotoband zeigen jetzt auf, was sich hinter den 1940 erstellten Passfotos der Thaler Bevölkerung verbirgt.
Das an der Ausstellungseröffnung am vergangenen Sonntag ebenfalls erstmals vorgestellte Buch weitet im Bildteil den Blick auf Georg Vogts Porträtaufnahmen aus auf seine später immer wichtiger gewordene Landschaftsfotografie im Thal, In acht Interviews, die Albert Vogt mit Zeitzeugen aus den drei Thaler Gemeinden führte, wird aus heutiger Distanz ein anderer Querschnitt durch jene Zeit gelegt, der über die Bilder hinaus einen farbigen Eindruck vom dörflichen Alltag vor dem Hintergrund der Kriegsjahre vermittelt.
Dem Fotografiehistoriker Martin Gasser schliesslich bleibt es mit seinem Essay vorbehalten, die Porträtaufnahmen von Georg Vogt aus ihrer lokalen Bedeutung herauszulösen und sie mit ihrer Typologie in den Gesamtzusammenhang einer fotografischen Sozialgeschichte einzuordnen.» Solothurner Zeitung

«Ein photographisches Defilee mit bäuerlichen Charakterköpfen, armen Arbeitern, bessergestellten Landwirten, standesbewussten alten Bäuerinnen. Sieben Interviews geben ein unmittelbares Zeitbild: von einfachen, wenig informierten Menschen, die in Furcht vor dem Krieg lebten, kaum mit den Deutschen sympathisierten und durch Zusammenhalt ihrer Dorfgemeinschaft schlecht und recht über die Runden kamen; Einzelschicksale, die Interesse und Sympathie erwecken.» Neue Zürcher Zeitung

Leute im Thal

«Wenn ich eine Person aufnahm, warteten die anderen Leute hinter mir. Sie sprachen mit der Person, die ich aufnahm, und machten dumme Sprüche. Die Thaler sind so, im Dumme-Sprüche-Machen sind sie ganz gross. Dann musste ich abpassen. Wenn sie in einer solchen Pose drin waren, musste ich abdrücken. Ich konnte doch nicht Ölgötzen fotografieren. (... ) Sie verstanden allerdings nicht viel vom Fotografieren: sie meinten, sie sollten auf dem Foto schöner herauskommen, als sie in Wirklichkeit waren. Einige von ihnen waren bis anno 1940 noch gar nie fotografiert worden selbst wenn sie schon siebzigjährig waren.» Georg Vogt

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Anna Kölliker-Müller

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Thekla Bläsi-Furrer

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Lilly Meister

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Augustin Bieli-Vogt

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Albert Mundwiler-Baumann

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