Himmel und Erde
Stefan Ineichen

Himmel und Erde

101 Sagengeschichten aus der Schweiz und von ennet der Grenzen

160 Seiten, Leinen
März 2003
vergriffen
978-3-85791-424-9
     

Realistisches kippt ins Fantastische, Vertrautes wird fremd, Unglück verwandelt sich in Glück – oder umgekehrt. Die Helden dieser Sagengeschichten suchen das grosse Glück und enden nicht selten im Verderben. Sie treffen auf fantastische Gestalten wie Feen, Nixen oder Geister, Kürbisfratzen und das Nauzeli, sie hören Bäume musizieren, sehen Tannzapfen tanzen und begegnen fliegenden Hotels.

Stefan Ineichen, Autor des Innerschweizer Sagenbandes «Die verzauberten Schweine», hat für dieses neue Buch aus zahlreichen klassischen Sagensammlungen 101 Geschichten ausgewählt und neu erzählt. Die Sagen stammen aus allen Regionen der Schweiz und aus benachbarten Gegenden wie Vorarlberg oder Liechtenstein. Der Autor erzählt in einer knappen, schnörkellosen Sprache, die das Witzige und Skurrile, aber auch das Moderne und Aktuelle der oft jahrhundertealten Geschichten hervortreten lässt.

«In mancher von Stefan Ineichens Geschichten stecken Kerne für Romane: So verschwenderisch kann die Knappheit sein!» Rafik Schami

Stefan Ineichen
© Limmat Verlag

Stefan Ineichen

Stefan Ineichen, geboren 1958 in Luzern, lebt als Ökologe und Schriftsteller in Zürich. Buchveröffentlichungen u. a. «Die wilden Tiere in der Stadt. Zur Naturgeschichte der Stadt», Herausgeber der «Sagen und Legenden der Schweiz» von Meinrad Lienert. Seit 2000 Projektleiter der Veranstaltungsreihe «NahReisen», die Ausflüge in und um Zürich anbietet. Im Limmat Verlag sind erschienen: «Endstation Eismeer. Schweiz – Titanic – Amerika», «Zürich 1933–1945. 152 Schauplätze» sowie «Himmel und Erde. 101 Sagengeschichten aus der Schweiz und von ennet den Grenzen» (vergriffen).

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Der Traum vom Beinbruch

«Heute stehe ich nicht auf», sagte ein Engadiner Bauer eines Morgens zu seiner Frau.

«Ja, warum denn nicht?»

«Ich habe geträumt, ich breche das Bein. Heute stehe ich nicht auf.»

«Na gut, dann bringe ich dir den Kaffee hinauf ans Bett», meinte die Frau und ging in die Küche hinunter.

Nach dem Frühstück langweilte sich der Mann. Plötzlich rannte eine Maus am Fussende über das Bett. Der Mann trat in der Absicht, das bewegliche Ziel mit einem kräftigen Fusstritt zu töten, derart ungeschickt an die Bettstatt, dass er sich das Bein brach.

Das fahrende Hotel

In einem Seitental, das bei Randa vom Mattertal abzweigt, waren vor bald hundert Jahren drei Männer auf der Jagd. Bei Tagesanbruch setzten sie sich hin und ruhten sich aus. Sie schauten das Tälchen hinunter. Da kam ein Hotel herauf, in einer ruhigen und gleichmässigen Bewegung, schwebte an ihnen vorbei, so nahe, dass ihnen die Türfallen und Fenstergriffe auffielen, fuhr, wie auf Schienen gleitend, bergwärts und verschwand hinter den schneebedeckten Viereinhalbtausendern der Mischabel-Gruppe.

Zeichnungen von Anna Sommer

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