Adelheid Duvanel
Es gibt Tage
Feuilletons, Kolumnen, Rezensionen
Herausgegeben von Christine Weder / Mit einem Nachwort von Christine Weder
ersch. November 2025
978-3-03926-098-0
Ein erzählerisches Meisterwerk des 20. Jahrhunderts
Die Zeitungstexte von Adelheid Duvanel zeigen eine bisher unbekannte Seite dieser Meisterin der kleinen Form. In den 1960er- und 1970er-Jahren arbeitet sie als freie Kulturjournalistin und schreibt zahlreiche Feuilletons und Kolumnen für die angesehenen «Basler Nachrichten» sowie – unter dem Decknamen Martina – für die Gratiszeitung «Doppelstab». Diese Texte faszinieren durch ihren Facettenreichtum, von präzisen Alltagsbeobachtungen, persönlichen und zeitkritischen Bemerkungen bis hin zu fantastischen Szenerien mit fliessendem Übergang zu Erzählungen. Sie kommen oft leichtfüssig und ironisch daher, spielen im Bus, auf der Strasse oder im Café und handeln von den Abenteuern und Abgründen des Alltäglichen.
Die Rezensionen vermitteln uns den eigensinnigen Blick der Autorin auf Literatur. Adelheid Duvanel schreibt etwa über Ingeborg Bachmann, Vladimir Nabokov – und über die, mit denen sie später häufig verglichen wird: Robert Walser und Franz Kafka.

© Norma Hodel
Adelheid Duvanel
Adelheid Duvanel, geboren 1936 in Pratteln und aufgewachsen in Liestal, machte eine Lehre als Textilzeichnerin. Sie arbeitete auf verschiedenen Bürostellen sowie als Journalistin und Schriftstellerin. Von 1962–1981 war sie mit dem Kunstmaler Joseph Duvanel verheiratet, mit dem sie eine Tochter hatte. Bis auf ein Jahr auf Formentera lebte sie in Basel, wo sie 1996 starb. Ihre schriftstellerische Laufbahn begann sie unter dem Pseudonym Judith Januar in den Basler Nachrichten, in Anthologien und literarischen Zeitschriften. Ab 1980 erschienen ihre Erzählbände im Luchterhand Verlag. Duvanel wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grossen Schillerpreis und dem Kranichsteiner Literaturpreis.
Lebensdaten
1936 Geburt am 23. April in Pratteln als erstes Kind von Elisabeth Feigenwinter, geborene Lichtenhahn aus Basel, und von Georg Feigenwinter, Obergerichtsschreiber, später Strafgerichtspräsident in Liestal. Die Mutter war protestantisch, der Vater streng katholisch. So wurden auch die Kinder erzogen. Drei jüngere Geschwister: Felix, Therese und Beat. Kindheit in Liestal im Mühlematt-Quartier an der Ergolz. Adelheid schreibt und zeichnet schon als Kind viel, was die Eltern wohlwollend fördern.
1950 Ein Jahr im katholischen Mädcheninstitut Sacré-Cœur am Neuenburgersee. Anfang der Fünfzigerjahre Umzug der Familie in die Rotackerstraße in Liestal. Sowohl das Internat wie der Umzug scheinen Adelheid tief verstört zu haben.
1953 Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik, Behandlung mit Insulinspritzen und Elektroschocks. Besuch der Kunstgewerbeschule und Lehre als Textilzeichnerin, Beginn der künstlerischen Tätigkeit als Malerin und als Schriftstellerin.
Ab 1960 Regelmässig Erzählungen im Sonntagsblatt der Basler Nachrichten unter dem Pseudonym Judith Januar. Adelheid Feigenwinter verkehrt häufig im Musikcafé Atlantis und liest die französischen Existenzialisten.
1962 Heirat mit dem Kunstmaler Joseph (Joe) Duvanel (1941–1986). Die Wohnung des Paares ist ein Treffpunkt der Basler Bohèmeszene. Arbeit als Büroangestellte und als Mitarbeiterin in einem Meinungsforschungsinstitut. Abkehr von der Malerei, weil ihr Mann die Konkurrenz nicht duldet, stattdessen vermehrt schriftstellerische Tätigkeit.
1964 Geburt der Tochter Adelheid (Namensidentität auf Wunsch des Mannes).
1968/1969 Aufenthalt in Formentera mit Mann und Tochter.
1969 Rückkehr nach Basel. Joe Duvanel lebt mit seiner Freundin zusammen, die ein Kind von ihm erwartet, zeitweise gemeinsamer Haushalt mit ihm und seiner Freundin. Weiterhin Veröffentlichungen in den Basler Nachrichten, in verschiedenen Anthologien, Zeitschriften und seit 1976 in drei Erzählbänden.
1980 Erster Band im Luchterhand Verlag («Windgeschichten») durch Vermittlung von Otto F. Walter unter dem Lektorat von Klaus Siblewski. Ab da erscheinen alle ihre Erzählbände bei Luchterhand.
1981 Scheidung von Joseph Duvanel. Nach der Scheidung beginnt Adelheid Duvanel wieder mit dem Malen, zahlreiche Bilder sind heute im Museum im Lagerhaus, St.Gallen, und im Schweizerischen Literaturarchiv, Bern, aufbewahrt, dort in der Sammlung Maja Beutler, mit der sie befreundet war.
1981 Lesung in Klagenfurt beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis.
1981 Kleiner Basler Kunstpreis.
Ab 1981 Wiederholt Aufenthalte in der Psychiatrie Basel.
1984 Kranichsteiner Literaturpreis.
1985 Aidskrankheit der drogenabhängigen Tochter (gestorben 2005).
1985 Geburt der Enkelin Blanca Adela.
1986 21. Dezember, Tod Joseph Duvanels durch Selbstmord. Adelheid Duvanel nimmt Tochter und Enkelin zeitweise bei sich auf und ist damit dem Drogenelend und der Erpressung durch Drogendealer ausgesetzt.
1987 Literaturpreis der Stadt Basel.
1988 Gesamtwerkspreis der Schweizerischen Schillerstiftung.
1995 Gastpreis des Kantons Bern.
1996 7./8. Juli, Tod durch Unterkühlung unter Medikamenteneinfluss in einer sehr kalten Julinacht in einem Wald bei Liestal.
Die Lebensdaten sind zum Teil mit freundlicher Genehmigung dem biografischen Bericht von Felix Feigenwinter auf seinem Blog entnommen.
Christine Weder
Christine Weder, geboren 1974, studierte Germanistik, Philosophie und Religionswissenschaft in Zürich, Tübingen und Cambrige. Sie lehrt Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Genf. Publikationen u. a. zu G. E. Lessing, Sophie von La Roche, E. T. A. Hoffmann, Robert Walser, Ingeborg Bachmann, Max Frisch, Irmtraud Morgner und Adelheid Duvanel.
LeseprobeS.1-25inkl.Inhaltsverzeichnis
| Wann | Was | Wo |
|---|---|---|
| 03. Dez. 25 19:00 Uhr |
50 Jahre Limmat Verlag: Adelheid Duvanel Ein Gespräch mit Sarah Elena Müller und Christine Weder |
Volkshaus Gelber Saal 8004 Zürich |
