Isolde Schaad
«Isolde Schaads Respektlosigkeiten sind erfrischend, ihre Formulierungen zuweilen so brilliant, dass sie wie Laserstrahlen blanke Gerippe freilegen.» Hochparterre
Isolde Schaad, geboren 1944 in Schaffhausen, lebt seit 1967 in Zürich und gehört zu den namhaften Schweizer Autorinnen der 68er Generation. Ihre Spezialität ist die kritische Gesellschaftsbetrachtung, die sie mit Scharfsinn, Humor und hohem sprachlichen Können der nahen und fernen Umgebung widmet. Schon ihre Buchtitel zeugen davon: «Knowhow am Kilimandscharo», erschien 1984 und wurde vom heissen Eisen zum Ethnoklassiker. 1986 folgte die «Zürcher Constipation», 1989 «KüsschenTschüss», die beide zu helvetischen Bestsellern wurden. «Body & Sofa», die Erzählungen aus der Kaufkraftklasse, 1994, «Mein Text so blau» 1997, dann der Roman «Keiner wars» 2001, der den Schillerpreis der ZKB erhielt, sowie die Porträtsammlung «Vom Einen. Literatur und Geschlecht», 2004. Es folgten der Roman «Robinson & Julia», 2010, dann die Erzählungsbände «Am Äquator», 2014, sowie « Giacometti hinkt», 2019, von der Presse mit grosser Anerkennung bedacht. 2023 erschien «Das Schweigen der Agenda. Geschichten vom Innehalten und Aufhören – Im Auge des Grossen Duden, neudeutscheste Fassung».
Isolde Schaad hat neben ihrer schriftstellerischen Arbeit stets auch publizistisch gearbeitet, bis zum Millenium war sie für renommierte Zeitschriften im In- und Ausland tätig, Unter anderen für «Transatlantik», für das legendäre «Kursbuch», für «Geo», «literaturkonkret», die «Frauenoffensive», oder «Text und Kritik», herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold. Ab 1974 bis in die Nullerjahre schrieb sie u.a. für das «Tages-Anzeiger-Magazin», die «NZZ am Wochenende», schwerpunktsmässig für die Wochenzeitung «Woz» und die Kulturzeitschrift «Du».
Von ihren Studienreisen nach Indien, Ostafrika und dem Nahen Osten stammen ihre lebendigen, mit dem ethnologischen Blick geschärften Reportagen, Essays und Kolumnen, für die sie den Schweizerischen Journalistenpreis erhielt. Im Frühjahr 1997 war sie Gast der renommierten Washington University in St. Louis, Missouri. Zu dieser Zeit entstand auch eine Dissertation der amerikanischen Germanistin Julia Scheffer: «Die Sprache aus dem Bett reissen: Feminist Satire in the Works of Elfriede Jelinek and Isolde Schaad» (Washington DC 2000).
Als Künstlerstochter hat Isolde Schaad ihrer Liebe zur Kunst in zahlreichen Künstlerinnenporträts Ausdruck verliehen, vor allem aber hat sie mit ihrer intensiven kunstsoziologischen Studie über ihren Vater Werner Schaad (1905– 1979) «Wie der Kunstmaler sich in der Provinz einrichtet» (Schaffhausen 1980), der Schweizer Kunstgeschichte der Nachkriegsjahre einen wesentlichen Beitrag gestiftet, ganz im Sinne des von Paul Nizons entfachten «Diskurs in der Enge».
Isolde Schaad war immer auch gesellschaftspolitisch aktiv, sie ist Mitbegründerin der selbstverwalteten Genossenschaft Neuland in Zürich Wipkingen, in der sie noch heute lebt. Ihre mehrfach preisgekrönten Bücher erscheinen seit 1984 im Limmat Verlag. Im Frühjahr 2014 erhielt Isolde Schaad sie für ihr literarisches und publizistisches Schaffen die Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich.
Bücher:
- Monografie über meinen Vater, den Maler Werner Schaad (mit Tina Grütter, Klaus Unger), Meili Verlag 1980
- Knowhow am Kilimandscharo, 1984
- Die Zürcher Constipation, 1986
- KüsschenTschüss, 1989
- Body & Sofa, 1994
- Mein Text so blau, 1997
- Keiner wars, Roman, 2001
- Vom Einen, 2004
- Robinson und Julia, Roman, 2010
- Am Äquator, Erzählungen, 2014
- Giacometti hinkt. Fünf Wegstrecken, drei Zwischenhalte, Erzählungen, 2019
Stücke, Dialoge und Sketches
- Zürcher Abgeschmecktes, Berlin 1986
- Das Grinsen hinter dem Bürotisch, Zürich 1989
- Überall alle, Dreiakter für das Vaudeville Theater, Zürich 1990
- Echt ehrlich total, Zürich 1992
- Body & Hut, Dreiakter für das Vaudeville Theater, 1994
- Auroras Nachlass, Stück in 5 Akten, 1994
- Ehepaar im Boudoir, Szenische Aufführung, 1996
- Scheitert die Schweiz? Eine Szenische Befragung, 1998
- Brauchen wir noch eine Demokratie, 1998
- Ein Wind kommt auf, Musikstafette im Haus konstruktiv, Zürich 2000
- Georg kommt in den Himmel, satirischer Einakter zur Ausschaffungsfrage, Zürich 2001
- Schaffhauser Jazzgespräche, Zürich 2002
- Stück in 5 Akten für das Jubiläum der Kantonsschule Küsnacht, Zürich 2009
- Zürcher Brockenhaus Performance, Zürich 2012
- Balladen zur Finanzkrise, Zürich 2013
- Texte und Reden zu Ausstellungen der Fabrikkünstlerinnen, Zürich 2006–2011
- Robinson und Julia... und kein Liebestod, Hörbuch nach dem gleichnamigen Roman, gelesen von Wolfram Berger und Barbara Horvath, Zürich 2014
Essays, Reportagen und Features (Auswahl)
- Schreiben mit der hohlen Hand, wovon leben die CH Schriftsteller?, Weltwoche 1970
- Die Wissenschaft von Robinson und Freitag, Neue Zürcher Zeitung Kultur 1978
- Die Totale der Naturkatastrophe, Tagesanzeiger Kultur 1979
- Heimatschutz Belletristik, Tagesanzeiger 1980
- Transportprobleme mit einem Genie, Tagesanzeiger Magazin, 1981
- Wir sind besser als unsere Theorie, Die Wochenzeitung 1982
- Der Taylorismus kommt ins New Age, Fabrikreportagen, Limmat 1986
- Die bessere Hälfte des Arbeitsfriedens, Tagesanzeiger Sonderbeilage Arbeit 1987
- Unbekannt vertraut: Der Ungebrauchsgegenstand, Museum für Gestaltung 1987
- Die Reste des Paradieses, Reportage, Neue Zürcher Zeitung am Wochenende, 1988
- Vom kleinen Unterschied. In: Das Verschwinden der Wirklichkeit, DU 1991
- Dieter Hall, Ölmalerei, Vom Glühen der Dinge, 1991
- Vom Zustand einer Hoffnung, Epilog Denkerinnen, DU 1993
- Inseln der Autonomie, Ruth Zürcher, Textilkünstlerin, Zürich 1994
- Die Politik des Winterhilfemantels, Leitartikel Neujahr Tagesanzeiger 1993
- Das Böse, weiblich, Die Zeit Feuilleton 1993
- Ach Europa, Hopp Schwyz, Die Wochenzeitung 1994
- Die Emanzipation der Kinder Gottes, Neue Zürcher Zeitung am Wochenende 1995
- Mein Lied, mein Song, über Friederike Mayröcker, DU 1995
- Attilio Zanetti Rigi, Auslandschweizerkünstler, 1995
- Das afrikanische Lachen, Arche Afrika, DU 95/96
- Alles im Keller, Der Bodenschatz der Schweiz, Satire, DU 8/98
- Max Frisch und die Frauen, Vortrag im Münchner Literaturhaus, erweitert WOZ 7/98
- Isa Hesse, Filmemacherin, Monografie, Benteli, 1998
- Das Frauenbild bei Peter Handke, Text & Kritik, Göttingen, 1999 (6 Auflagen) über Hans Magnus Enzensberger, DU 10/99
- Der ewige Frevel, Tabubruch im Werk von Elfriede Jelinek, DU 11/99
- Dunkel zu sagen, Sigrid Weigel über Ingeborg Bachmann, Der Bund Bern
- Simone de Beauvoirs transatlantische Liebe, Der Bund, 12/99
- Romeo und Julia in Sizilien, Tagesanzeiger Reportage 1999
- Louise und die Schirmherrschaft, Erzählung. In: Zeiträume, Limmat 2000
- Kleidermeuten, Essay. In: Kursbuch Stilfragen, Rowohlt Berlin, 12/00
- Grüezi, Salü, Ciao, über Zürich in der Von-Tobel-Reihe 2000 (Englische Edition, translated by Malcolm Pender, 2000)
- Verpackungswelten, literarische Anthologie, 150 Jahre SIG, Meier + Cie, Schaffhausen 2003
- Motte im Datenkleid, Der Stellvertreter, Anthologie, hrsg. Margrit Raguth, Benteli 2005
- Ein Roth und seine Zumutungen. In: Der literarische Blick, Schriftsteller über Kunst, Limmat 2008
- Bis unter die Haut, über das Porträt im Werk von Rosina Kuhn, Benteli 2011
- Komma und Fragezeichen, Die Stadt beim Älterwerden, hrsg. Ombudsstelle Stadt Zürich, 2011
- Aussersihl goes Chicago. In: Grösser als Zürich, Scheidegger & Spiess, 2012
Dialogstücke, Stories, Kolumnen, Auswahl
- Serienkrimi zum Thema „Rauchen“, zus mit Milena Moser, Peter Zeindler, Ulrich Knellwolf, Peter Stamm, Sonntagszeitung Nov.–Jan. 2000/01
- Ewige Werte, Kolumne. Tagesanzeiger Magazin 1998–2001
- Küchengespräche, Die Wochenzeitung 2001
- Völlig unreflektiert, als Mann, dieses Genie! Über Elias Canetti, Anthologie, hrsg. Werner Morlang, Nagel & Kimche 2005
- Müllers Lust. In: Im ganzen Land schön, hrsg. Dieter Bachmann, Anthologie, Limmat 2006
- Die Schweizerreise, Anthologie, hrsg, Dirk Vaihinger, Nagel & Kimche, 2008 (französische Edition: Un voyage en Suisse, traduit par François Conod, Campiche 2013)
- Der Apfeltest. In: Die Zukunft der Schweiz, Anthologie, DRS und Verlag NZZ 2010
- Schweigen ist Gold – eine Ermittlung. In: Über Geld schreibt man doch, Anthologie, hrsg. Thomas Brändle und Dominik Riedo, CH PEN und Zytglogge Verlag, 2011
- Kolumne für Neue Wege, Beiträge zu Religion und Sozialismus, Zürich 2010–13
- Es funktioniert, Kurzessay, KulturTipp, Zürich 7/8/2013
- Balladen zur Finanzkrise, zus. mit Ruth Schweikert, Roland Merk, Neumarkttheater, Zürich 2013
- Nichtmehr und Nochnicht, literarisches Zwischenspiel. In: Dazwischen – Von der Wohnungstüre zur Trottoirkante, Broschüre zu 100 Jahre Werkbund (SWB) 2014
- Hinschauen, wo es wehtut, 20 Jahre Augenauf, Asylorganisation, Zürich 2015
Über Isolde Schaad
- 25 Years of Emancipation? Women in Switzerland. Glasgow/Bern 1997
- Text und Kritik, Sonderband Schweiz, Göttingen 1998
- Beatrice von Matt: Frauen schreiben die Schweiz. Frauenfeld/Stuttgart/Wien 1998
- Julia Scheffer: Die Sprache aus dem Bett reissen: Feminist Satire in the Works of Elfriede Jelinek und Isolde Schaad. Washington 2001
Porträts und Werkanalysen
Stauffer-Duchamp, Edward Kienholz, Dieter Hall, Rosina Kuhn, Hanny Fries, Ruth und Maya Zürcher, Irene von Moos,Bigna Corradini, Marianne Eigenheer, Urs B. Roth, Willy Diriwächter, Attilio Zanetti Righi, Les Diaboliques (Schweizer/ Nichols/ Léandre, Barbara Sichtermann, Niklaus Meienberg, Peter Bichsel, Tahar Ben Jelloun, Assia Djebar, Friederike Mayröcker, Elfriede Jelinek, Hannah Arendt u.a.
Werkbeiträge
1985 Werkbeitrag des Kantons Zürich
1987 Werkbeitrag der Stadt Zürich
1989 Werkbeitrag der Pro Helvetia
1994 Werkbeitrag des Kantons Zürich
1997 Stipendium der Pro Helvetia für eine USA Vortrags/Lesereise mit Aufenthalt an der Washington University, St. Louis, Miss ( Auf Einladung der Universität)
2000 Werkbeitrag der Steo Stiftung, Zürich
2000 Werkbeitrag der Cassinelli Vogel Stiftung, Zürich
Auszeichnungen
1980 Ehrenliste des internationalen Hans Christian Andersen Preises für aussergewöhnliche Jugendliteratur ( zusammen mit Hedi Wyss)
1991 Zürcher Journalistenpreis
1993 Blinde Passagiere, 2. Preis der Publikumsjury für Minutengeschichten (Co-Produktion DRS/VBZ)
1996 2. Preis im Kurzgeschichtenwettbewerb der Bank Leu
1997 «Buch des Jahres» der eidgenössischen Schillerstiftung (Mein Text so blau)
1997 Ehrengabes des Kantons Zürich
1999 Preis des BAK ( Bundesamt für Kultur) für das literarische Schaffen.
1999 Aufnahme in das Cambridge Biographical Lexikon für international anerkannte Autor:innen, Camdridge
2000 Ankauf und Eröffnung des literarischen und zeichnerischen Archivs durch das Schweizerische Literaturarchiv, Bern
2001 Aufnahme in das internationale Who is Who of professional Women of outstanding work, USA
2001 Werkbeitrag des Kantons Zürich
2002 Schillerpreis der ZKB
2003 Werkbeitrag der Stadt Zürich
2004 Kunstpreis der Stadt Schaffhausen
2014 Ehrenmedaille des Kantons Zürich
2014 Ehrengabe der Stadt Zürich