Guerre(s)
Martial Leiter

Guerre(s)

Dessins

Mit Texten von Françoise Jaunin, Duc-Hanh Luong, Walter Tschopp, Brigitte Ziegler

152 Seiten, 83 Zeichnungen
1. Aufl., Februar 2010
vergriffen
978-3-85791-603-8

Seit über vierzig Jahren beschäftigt sich Martial Leiter in seinem Schaffen mit dem Thema Krieg. Auf eindrückliche Weise geht er den universellen Schattenseiten des menschlichen Wesens nach. Ihn interessieren Herausforderungen an die Gesellschaft, die bis heute nichts an Aktualität eingebüsst haben.
Inspiriert von Werken aus Renaissance und Barock, stehen seine Zeichnungen in einem historischen Kontext und erinnern an grosse Namen wie Francisco de Goya und William Hogarth.
Neben den bekannten Federzeichnungen für Zeitungen hat er auch mit dem Pinsel gemalt, im selben Schwarz-Weiss wie die Tintenschraffuren. Beide Techniken sind im Buch vertreten, begleitet von Texten auf Deutsch und Französisch.


«Als politischer Zeichner kennt er keine Schonung. Er ist ein Wütender seines Faches.» DU

Martial Leiter

Martial Leiter

Martial Leiter, geboren 1952, ist politischer Zeichner und freischaffender Künstler. Seine Zeichnungen sind in verschiedenen Zeitungen wie «Wochenzeitung», «Le Monde», «Tages-Anzeiger», NZZ und «Die Zeit» zu sehen. Diverse Preise zeichnen sein Werk aus, darunter der Kulturpreis des Schweizer Gewerkschaftsbundes 1994.

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DER HOMO SAPIENS AM ABGRUND

Françoise Jaunin

Dieses Wortspiel ist etwas zu leicht, also räumen wir am besten gleich damit auf. Es ist unmöglich zu verneinen, dass Vor- und Nachname, die Martial Leiter seit seiner Geburt begleiten, kämpferische Akzente an sich haben: Martial klingt wie der Krieger und Eroberer. Und sein Nachname setzt ihn, den Krieger, auf eine Leiter, aber auch in eine Führungsposition. Sein Werk nun unter das düstere Zeichen des «Krieges» zu stellen, käme einem Pleonasmus oder etymologischer Logik gleich. Selbstverständlich liegen die Dinge etwas komplizierter, viel nuancierter und unendlich viel interessanter als dieser einfache Zufall. Auch wenn der Krieg seit ungefähr vierzig Jahren ein immer wiederkehrendes Thema seiner Arbeit ist, bleibt es jedoch nicht das einzige, das ihn heimsucht und es ruft auch keine verwirrte Faszination oder morbide Selbstgefälligkeit hervor.


Sowie «Die Schrecken des Krieges» von Francisco de Goya, viel eher an ein Theater der Gewalt und menschlicher Grausamkeit erinnern, statt an die napoleonischen Schlachten, die sie ursprünglich inspirierten, so können auch Martial Leiters Kriege im Laufe der Zeit auf Vietnam, Chile, Argentinien, den Golfkrieg, Afghanistan oder den Irak hinweisen. Aber in erster Linie werden hier die leider ewigen und universellen Schattenseiten des menschlichen Wesens betrachtet, was das Szenische seiner Arbeit betrifft. Auf der Bühne: die Pressezeichnungen, hinter der Bühne: sein ganz persönliches Werk. Aber auch da sollte man sich vor zu grobem und vorschnellem Urteil hüten. Selbst wenn Martial Leiter einen grossen Teil seiner Arbeit für Tageszeitungen und Monatsausgaben anfertigte, so erblickten doch ein wichtiger Teil seiner «gemalten Zeichnungen» und Lithographien das Licht der Welt ohne Vorbestellung. Aber so oder so spricht man hier von ein und derselben Welt. Da handelt es sich um Momentaufnahmen, dort um das Zeitlose. Bis hin zur Beschreibung selbst, die bei näherer Betrachtung weit anders ausfällt als auf den ersten Blick, nämlich nicht ein simples Anpassen zwischen der journalistischen und plastischen Empfindung. Auch wenn für die Presse auf Lineares und Einschneidendes geachtet wird, hat das «freie» Schaffen mehr Gestik und Existenzielles. Unter der Lupe betrachtet ähneln die Federzeichnungen doch eigenartigerweise sehr den Pinselzeichnungen. Geht es hier vielleicht nur um ein Einstellen des Fokus, der den Unterschied ausmacht und teilweise eine tiefere Kontinuität des gesamten Werkes verbirgt, im organischen und plastischen Sinne?

Schon immer ist es eher eine andere Bewegung der Schaukel, die seine Arbeit durchzieht wie eine nötige Oszillation zwischen der Figur und dem Zeichen, dem Strich und dem Flecken, dem Dahingeworfenen und dem Erarbeiteten. Er wechselt ab zwischen Perioden kalligraphischer Gestik und der Rückkehr zu einer direkteren Personifizierung, die dem Zeichen Leben zurückgeben. Die anerkannte Virtuosität seiner «Hand»? Das Thema nervt. «Für einem Pianisten ist die Virtuosität unentbehrlich. Man begrüsst sie, aber sie ist auch die Bedingung sine qua non seines Professionalismus. Bei einem Maler oder Zeichner bekommt sie schnell eine zweifelhafte Bedeutung.» Leonardo da Vinci machte auf den tiefen Sinn der Kunst aufmerksam, indem er präzisierte, dass die Malerei zuerst cosa mentale sei, jedoch wird sie durch das Beherrschen des Metiers getragen, welches sie durchziehen muss.

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Le Matin, 11. Februar 2010
Sonntag, 14. März 2010

«Als politischer Zeichner kennt er keine Schonung. Er ist ein Wütender seines Faches.» DU

«Leiter gelingt es wie wenigen, aus der Presse-Zeichnung ein Stück Kunst zu machen und diesem Kunst-Stück einen Titel anzumessen, dessen neue Bedeutung mitten ins Bewusstsein trifft.» Neue Zürcher Zeitung

«Seine Bilder entheben der Notwendigkeit, kommentiert werden zu müssen; jedes spricht für sich – in einer klaren und unmissverständlichen Sprache.» Gießener Anzeiger

«Le dessins de Martial Leiter donne à voir l'horreur de la guerre moderne de deux manières. Les pièces polémiques destinées à la presse manient le scalpel d'une noire ironie, alors que les autres oeuvres sont davantage picturales et reflètent presque de l'intérieur le malheur et les dévastations.» Le Matin

Guerre(s)

Die Bilder sind urheberrechtlich geschützt: Keine Verwendung irgendwelcher Art ohne Genehmigung des Verlags.

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Le petit théâtre, fusain et craie, 1994

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La sécurité, encre, 1998